Es ist früh am Morgen, die Sonne scheint, doch es ist irgendwie anders. Die Vögel singen schon länger nicht mehr, die Tage werden kürzer, die Nächte wieder kühler und alles fühlt sich schon so nach Herbst an – mitten im August. Da kommt in mir ein Gefühl auf, welches ich nicht so recht zu beschreiben weiß, zum einem Freude über den Tag, zum anderen Angst vor der bevorstehenden dunkleren Jahreszeit. Schnell versuche ich meine Gedanken auf den Sommer zu legen und auf all das, was wir gesehen haben. In den letzten Wochen und Monaten waren wir viel an der Kieler Förde unterwegs, was mich zu einem persönlichen Resümee über Orte bewegt, die mir besonders gut gefallen haben.
Die Kieler Förde selbst ist eine ca. 17 km lange, schmale Förde, die durch Gletscherbewegungen der letzten Eiszeit entstanden ist. Eingebettet zwischen den Landschaften Dänischer Wohld im Westen und Wagrien im Osten, erstreckt sie sich von ihrem südlichen Ende, der Hörn neben dem Stadtzentrum von Kiel, bis zur Außenförde, die dann in die Kieler Bucht übergeht. An der „Friedrichsorter Enge“ ist die Förde, die einen natürlichen Tiefwasserhafen bildet, nur 1 km breit und wurde früher durch die Festung Friedrichsort gesichert.
Angefangen hat alles in Kiel selbst. Von Hamburg sind wir große Häfen und Schiffe gewohnt, aber in Kiel war alles irgendwie anders. Der Hamburger Hafen ist groß und sehr industriell, obwohl er durch die HafenCity an die Stadt grenzt, ist er doch separiert. In Kiel ist man, egal wo, immer mit dem Hafen verbunden. Ob Ostseekai oder Norwegenkai, überall war eine gemütliche Art der Geschäftigkeit. Die Kieler selbst haben wir als sehr offen und freundlich empfunden.
Besonders spannend fand ich auch Kiel-Holtenau mit der Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal. Es ist schon echt beeindruckend, wenn man den Schiffen so nah kommen kann, um diese bei der Ein- und Ausfahrt zu beobachten. Wir hatten eine Stelle gefunden, die uns einen tollen Blick auf das Geschehen an der Schleuse und auf den Scheerhafen ermöglichte.
Gemütlich und ursprünglich geht es in Möltenort zu. In den 50er Jahren war Möltenort einer der wichtigsten Fischereihäfen in der Kieler Bucht. Als wir uns den Hafen näher anschauten, kamen wir zum ersten Mal mit dem Projekt „Fisch vom Kutter“ in Berührung und haben uns anschließend verstärkt mit dem Thema auseinander gesetzt. Was wäre ein Hafen ohne Berufsfischer. Wir können uns das so gar nicht vorstellen.
Mit dem Projekt kann man nicht nur unsere heimischen Fischer unterstützen, sondern auch sicher sein, dass eine nachhaltige Fischerei betrieben wird. So etwas kann und sollte man unterstützen.
Ein weiteres Highlight war das Ostseebad Heikendorf, welches am Ostufer der Kieler Förde zwischen Mönkeberg und Laboe liegt. Neben dem kleinen Fischereihafen haben es mir die kleinen Straßen mit ihren vielen niedlichen Wohnhäusern angetan. Sie führen in kleinen Kurven hangabwärts und erlauben von vielen Stellen aus einen tollen Blick auf die Förde bzw. den Hafen. Es muss traumhaft sein hier zu wohnen.
Laboe ist von hier nur einen Katzensprung entfernt. Aufgrund unseres Beitrages über Laboe war ich echt überrascht wie viele Fans es von diesem Ostseebad gibt. Mir persönlich fehlt hier etwas das Flair, da Laboe schon wieder so absolut touristisch ausgelegt ist.
Dennoch fand ich neben dem Fischerei- und Gewerbehafen den Strandabschnitt mit dem tollen Blick auf die Förde total schön. Es hat schon was, wenn man den Kite-Surfern bei ihren Sprüngen zuschauen kann und im Hintergrund die Feeder- und Kreuzfahrtschiffe vorbeiziehen.
Und Schiffe gucken kann man hier wirklich genug. Überall gibt es Möglichkeiten sich hinzufletzen, auf´s Wasser zu gucken und den Tag Tag sein zu lassen. Das eine oder andere Mal kam ich mir schon vor wie ein Senior. Wenn ich eine Bank sah, schwups, saß ich schon drauf und wollte einfach nur gucken und genießen. 😉 Hier fühlt sich die offene See so dicht an, das Gefühl von Fernweh ist ganz nah und irgendwie fühlt man sich auch heimisch.
Auch die geschichtliche Seite der beiden Orte haben wir dieses Mal nicht außer acht gelassen und uns die Ehrenmale (U-Boot-Ehrenmal in Möltenort und das Marine-Ehrenmal in Laboe) sowie das U-Boot-Ehrenmal U 995 angeschaut. Ein imposantes, aber auch sehr beklemmendes Erlebnis.
Etwas abgeschiedener und gemütlich geht es in Stein zu. Stein liegt ganz idyllisch am Ausläufer der Kieler Förde und ist ebenfalls ein Paradies für Kite-Surfer. Mir persönlich gefallen ja eher die ruhigeren Ecken und davon gibt es an der Kieler Förde erstaunlicherweise jede Menge. Besonders abwechslungsreich ist auch die Natur, von feinen Sandstränden bis zur Steilküste wird am Ausläufer der Förde alles geboten. Auch das Hinterland, die Probstei ist absolut sehenswert und immer eine Reise wert.
Aber auch die andere Seite der Kieler Förde hat uns in den Bann gezogen. Auf dem Weg nach Strande sind wir durch so viele schöne Ortschaften gekommen, die teilweise so süß waren, dass wir unbedingt wieder kommen müssen, um uns diese auch noch alle anzusehen. Das Ostseebad Strande liegt im Kreis Rendsburg-Eckernförde auf der Halbinsel Dänischer Wohld.
Immer wieder fasziniert von Häfen, hat uns auch der Fischerei- und Sporthafen angezogen. Ein Hingucker war die Bootstankstelle an Steg 6. Neben Treibstoff wird auch ein kleines Einkaufssortiment angeboten.
Aber viel schöner noch ist die sechs Kilometer lange Strandpromenade mit der traumhaften Natur zwischen Strande und Bülk. Dieser Bereich an der Kieler Förde erinnerte mich immer wieder an Dänemark.
Beide Seiten der Förde haben ihren ganz eigenen Charme, man kann gar nicht sagen welche schöner ist. Jede hat so ganz eigene besondere Reize. Es gibt sogar die Möglichkeit das Auto stehen zu lassen und in Form von Dampferfahrten auf die andere Seite zu kommen.
Wir haben viel gesehen und doch alles nur angekratzt. Auf jeden Fall finde ich, dass sich die Menschen an der Kieler Förde echt glücklich schätzen können, an einem so schönen Flecken Erde leben zu dürfen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, hier ein Plätzchen zu suchen um glücklich alt zu werden.