Auf Entdeckungsreise am Gendarmstien

Auf dem Weg zum Gendarmsti beim Niehuussee in Padborg // Foto: MeerART
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Auf Entdeckungsreise am Gendarmstien und abseits des Pfades

In der Vergangenheit haben wir euch schon öfters mit auf den Gendarmstien (Gendarmenpfad) genommen und euch in die einzigartige Naturlandschaft entführt. Diesmal gehen wir einen Schritt weiter und nehmen euch auf eine ganz besondere Entdeckungsreise mit, und zwar abseits des Wanderpfades. Denn in Sønderjylland, und ganz speziell in der Grenzregion, gibt es viele und vor allem spannende Geschichten zu entdecken.

Was ich immer wieder spannend finde ist, dass viele Urlauber Sønderjylland eher nur von der Durchreise her kennen oder ihnen allenfalls Orte wie Rømø oder Sønderborg ein Begriff sind. Dabei gibt es nahe der Grenze unzählige Geschichten zu entdecken, die kaum einer auf dem Schirm hat. Auch der Gendarmstien ist für uns so ein Juwel, denn auf dem immerhin 84 kilometerlangen Wanderweg kannst du so unendlich viel erleben. Ganz gleich ob du Tagestrips planst und dir einzelne Etappen vornimmst oder einen ganzen Urlaub nur nach dem Wanderweg ausrichtest. Die Möglichkeiten sind unendlich.

Auf dem Weg zum Gendarmstien beim Niehuussee in Padborg // Foto: MeerART

Gendarmstien – Dänemarks einziger „Europäischer Qualitätswanderweg“

Damals entdeckten wir den Gendarmenpfad eher zufällig, verliebten uns aber sofort in ihn. Landschaftlich ist dieser Wanderweg, der die meiste Zeit an der Küste entlang führt, einfach eine Augenweide. Dass der Gendarmstien zu den schönsten Wanderwegen Dänemarks gehören soll, haben wir inzwischen schon öfters gehört, tatsächlich ist er weit mehr als das, denn er trägt das Prädikat „Leading Quality Trails – Best of Europe“ und ist damit auch ganz offiziell ein „Europäischer Qualitätswanderweg“. Die attraktive LQT-Zertifizierung bekommen nämlich nur Wanderwege, die sich durch eine hohe Qualität auszeichnen und den Wanderern darüber hinaus auch einzigartige Natur- und Landschaftserlebnisse garantieren können.

Auf dem Weg zum Gendarmstien beim Niehuussee in Padborg // Foto: MeerART

Von daher möchte ich euch auch gleich einen ersten Tipp mit auf den Weg geben. Wenn ihr abseits des Wanderweges auf Entdeckungsreise gehen wollt, dann solltet ihr euch ganz bewusst dafür entscheiden. Andernfalls könnte es euch wie uns ergehen. Uns ist das in der Vergangenheit schon öfters passiert, dass wir eigentlich anvisierte Ziele aus dem Blick verloren haben, weil wir uns von der Vielfalt und Schönheit der Natur haben einfangen und ablenken lassen. Dabei lohnt es sich, auch die spannenden Geschichten abseits des Gendarmenpfads zu entdecken. Eine dieser Etappen möchten wir euch heute vorstellen, und zwar die von Padborg in Richtung Kollund.

Kollund auf dem Weg vom Gendarmstien // Foto: MeerART

„Mit offenen Augen durch die Welt gehen“…

… so steht es im Wanderreiseführer des Gendarmstien. Das finde ich sehr spannend, nicht nur, weil wir grundsätzlich zu den Menschen gehören, für die es eine Tugend ist so zu handeln und zu denken, sondern weil es den Blick für spannende Geschichten in der Grenzregion öffnet. Dazu zählt für uns auch die Geschichte des Gendarmenpfads. Dieser wurde 1839 gegründet, um die Zollbeamten an der Grenze des Herzogtum entlang der Elbe zu schützen. Aufgrund von Kriegen veränderte sich der Grenzverlauf mehrmals.

Frøslevlejrens Museum – Ein Gefangenenlager aus dem zweiten Weltkrieg // Foto: MeerART

Die Grenze zwischen Dänemark und Deutschland, so wie wir sie heute kennen, haben wir einer Volksabstimmung zu verdanken, die im Jahre 1920 stattfand. Allein das finde ich schon großartig, dass ein Volk demokratisch über einen Grenzverlauf abstimmen durfte. Nächstes Jahr wird das 100-jährige Bestehen dieses Grenzverlaufs gefeiert. Ein Grund mehr für uns ein wenig tiefer in die Geschichte einzutauchen.

Das Frøslevlejrens Museum

Auch wenn es zugegebenermaßen keine ganz leichte Kost ist, möchten wir euch einen Besuch im Frøslev-Lager (dän. Frøslevlejren) ans Herz legen. Die Ausstellung ist nicht nur sehr interessant, sondern auch sehenswert und darüber hinaus ist die Geschichte dieses Internierungslagers europaweit einzigartig. Das Frøslev-Lager wurde 1944 während der deutschen Besatzung von Dänemark als deutsches Internierungslager errichtet. Was es im Gegensatz zu vielen anderen KZ-Lagern u.a. so besonders macht ist, dass die Deutschen das dänische Gefängniswesen akzeptierten. Das hieß, dass die Dänen ihre eigenen Gefangenen versorgen durften und somit die sonst so qualvollen Hungersnöte hier nicht vorkamen. Auch die sonst üblichen Folterungen, Erniedrigungen, Gewaltanwendungen oder Tötungen kamen in diesem Lager eher selten vor.

Frøslevlejrens Museum – Ein Gefangenenlager aus dem zweiten Weltkrieg // Foto: MeerART

Dennoch kam es auch in diesem Lager zu Angst und Schrecken, denn obwohl das Frøslev-Lager errichtet wurde, um Deportationen von Dänen zu vermeiden, hielten sich die Deutschen nicht an die Absprache. So kam es, dass etwa 1.600 Häftlinge in die Gräuel der deutschen KZ-Lager geschickt wurden. Die Dänen waren darüber sehr erschüttert und bemühten sich, die Gefangenen zurückzuholen – ohne Erfolg.

Frøslevlejrens Museum – Ein Gefangenenlager aus dem zweiten Weltkrieg // Foto: MeerART

Ein Lager, das viele Geschichten zu erzählen hat

Das Museum des Frøslev-Lager ist Teil des dänischen Nationalmuseums und verfügt über drei Ausstellungsgebäude. Im Hauptwachtturm und in der ehemaligen Häftlings-Baracke H4 wird die Geschichte des Frøslev-Lager in der Zeit von 1944 bis 1945 ausführlich geschildert. Da einige der Räume genauso hergerichtet wurden, wie es damals war, bekommt man eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie es damals gewesen sein muss. Mehrere tausend Dänen saßen hier ein. Darunter waren auch Frauen, die von den Männern aber getrennt untergebracht wurden.

Frøslevlejrens Museum – Ein Gefangenenlager aus dem zweiten Weltkrieg // Foto: MeerART

In der Baracke H6 wird das Faarhus-Lager beschrieben. So wurde das Frøslev-Lager nach dem 2. Weltkrieg umbenannt. Ab Mai 1945 bis Herbst 1949 diente das gleiche Lager nämlich als dänisches Internierungs- und Straflager, in dem vor allem Landesverräter einsaßen. Die meisten von ihnen haben aber ihre Strafe nicht voll abgesessen, sondern wurden nach der Schließung als freie Bürger entlassen.

Frøslevlejrens Museum – Ein Gefangenenlager aus dem zweiten Weltkrieg // Foto: MeerART

In den Ausstellungsräumen könnt ihr euch frei bewegen und die Vergangenheit des Lagers auf eigene Faust erkunden. Die Geschichte ist in drei Sprachen (dänisch, englisch, deutsch) ausführlich beschrieben. Dennoch würden wir euch raten, eine deutsche Führung in Anspruch zu nehmen, denn dann erfahrt ihr noch viel mehr spannende Details, die so nicht auf den Tafeln zu finden sind. Gerade die Geschichten zwischen den Zeilen, zum Beispiel, dass es auch Deutsche gab, die anscheinend trotz Kriegs-Situation ein Herz hatten und gewisse Dinge wohl ganz bewusst übersehen haben bzw. nicht sehen wollten. Dazu zählt auch die Geschichte von zwei Radios, die es im Lager unerlaubterweise – aber geduldet – gegeben hat u.v.m.

Frøslevlejrens Museum – Ein Gefangenenlager aus dem zweiten Weltkrieg // Foto: MeerART

Was ich vor dem Besuch des Museums auch nicht gewusst habe ist, dass die „Rote-Kreuz-Bewegung“ hier ihren Anfang fand. Erst waren es nur Pakete mit Lebensmitteln, die den dänischen Gefangenen, die in anderen Lagern untergebracht waren, geschickt werden durften und später wurden alle möglichen Fahrzeuge umgebaut – die sogenannten weißen Busse –, um Gefangene und Verletzte zurück nach Dänemark zu holen. Ihr seht, allein nur in diesem Museum gibt es ganz viele spannende Geschichten zu entdecken.

Frøslevlejrens Museum – Ein Gefangenenlager aus dem zweiten Weltkrieg // Foto: MeerART

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Marianne für die eindrucksvolle Erzählung dieser schrecklichen Zeit bedanken. Eine Zeit, die wir einfach nicht vergessen dürfen. Gerade jetzt, wo sich auf der Welt wieder viel zu viel Hass breit macht. Von daher wünsche ich mir von Herzen, dass derartige Ausstellungen ihren Teil dazu beitragen, dass so ein Schrecken nie wieder vorkommen möge.

Frøslevlejrens Museum – Ein Gefangenenlager aus dem zweiten Weltkrieg // Foto: MeerART

Unsere Entdeckungsreise setzen wir an einem anderen Ende von Padborg fort, und zwar erkunden wir dort das Museum „Oldemorstoft“, in dem verschiedene Ausstellungen über die Geschichte Sønderjylland untergebracht sind. Also zack… und ab zum zweiten Teil unserer Entdeckungsreise am Gendarmstien.

Fröslev-Museum
Lejrvejen 83
6330 Padborg
E-Mail: froeslevlejrensmuseum@natmus.dk

Öffnungszeiten:

Werktags außer Montag von 9 bis 16 Uhr und am Wochenende und Feiertags von 10 bis 17 Uhr

Das Museum ist im Dezember und Januar geschlossen.

Dieser und der nachfolgende Beitrag entstanden in Kooperation mit der Destination Sønderjylland. Herzlichen Dank für das Vertrauen, uns mit derartigen Geschichten auf Entdeckungsreise zu schicken.

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