Wenn der Garten zum Herzstück wird

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Es gibt Tage, da brauche ich nur meine Hände in die Erde zu stecken, um wieder ganz bei mir anzukommen. Mein Garten ist für mich viel mehr als ein Ort zum Pflanzen und Pflegen. Er ist ein Raum voller Leben, voller Geschichten – und voller Gefühl. Ein Garten, der atmet – über Trockenheit, Lebensfreude und das stille Verschwinden der Bienen.

In all dem Trubel des Alltags ist der Garten für mich ein ganz wichtiger Rückzugsort. Hier darf ich gestalten, fühlen, träumen. Und manchmal auch einfach nur da sein. Besonders jetzt, wo die Welt da draußen immer verrückter zu werden scheint, spüre ich einmal mehr, wie sehr mich die Arbeit mit der Natur erdet.

Sina in ihrem Reich, den idyllischen „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Ein Beet wie ein Versprechen

Was in den letzten Jahren sehr auffällig ist: Die trockenen Phasen, in denen es so gut wie gar nicht regnet, werden immer länger. Dieses Frühjahr waren es sogar mehrere Monate – und das sieht man der Natur deutlich an. Von daher bin ich ganz froh, dass ich schon vor ein paar Jahren angefangen habe, unseren Garten sukzessive umzugestalten und mehr auf trockenheitsresistente Pflanzen zu setzen. Insbesondere auch deshalb, weil wir Geestboden haben – sandig, leicht, und kaum in der Lage, Wasser zu speichern. Wenn es dann wochenlang nicht regnet, wird jeder Sonnenstrahl zur Herausforderung für Pflanzen, die mehr brauchen als Trost und Liebe.

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Da ich ohnehin ein Fan von mediterranen Gärten und Kräutern bin, passen die trockenheitsresistenten Pflanzen perfekt in unser kleines Paradies. Lavendel, Rosmarin, Salbei, Thymian – ihre Düfte erinnern mich an sonnige Tage am Mittelmeer. Daneben tanzen Gräser und Verbenen im Wind und bringen ein wenig Leichtigkeit ins Spiel. Meine geliebten Yucca-Pflanzen bringen nicht nur Struktur ins Beet, sondern geben dem Ganzen auch noch einen exotischen Touch.

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Immer wieder säen sich Blumen aus unseren Wildblumenbeeten vor dem Haus dazwischen aus. Dieses Jahr haben sich Kornblumen, Margeriten, Färberkamille und sogar eine Wegwarte eingeschlichen.

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Es ist ein Beet geworden, das nicht nur der Trockenheit trotzt, sondern für mich auch zu meinem Highlight im Garten gehört. Und alles summt, lebt, blüht – ohne ständig gegossen werden zu müssen. Ich liebe es einfach, nur dazusitzen, zu beobachten und zu genießen.

Wenn das Summen plötzlich verstummt

Doch so sehr ich mich über unser Beet freue – in den letzten Wochen war da auch etwas, das mich still und traurig macht. Ich höre sie nicht mehr. Ich sehe sie nicht mehr. Die Honigbienen. Dieses tolle und sonnige Wochenende habe ich ganz bewusst darauf geachtet, aber ich habe keine einzige Honigbiene entdecken können. So genau erinnere ich mich nicht, aber ich meine, dass ich im Frühjahr – zur Krokusblüte – noch welche gesehen habe. Doch seitdem scheinen sie verschwunden zu sein. Während sich die Wildbienen weiterhin – wenn auch zaghaft – zeigen, bleiben die Honigbienen wie vom Wind verweht. Und das, obwohl unser Garten ein echtes Buffet für sie bereithält. Blühwiesen, heimische Stauden, naturnahe Ecken – wir haben viel für sie getan. Als ich gestern mit meiner Mom telefonierte, berichtete sie mir ebenfalls, dass selbst bei ihr an der Schlei keine Biene auftaucht.

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Wo sind sie nur?

Ich weiß, es heißt oft, dass die Wildbienen die gefährdeten Arten sind. Und ja, viele von ihnen sind auf spezielle Pflanzen angewiesen, brauchen Totholz, Lehm, wilde Strukturen. Aber dass nun selbst die Honigbiene fehlt … das macht nachdenklich. Ist es eine Folge von Krankheiten? Vom fehlenden Regen? Von Pestiziden auf angrenzenden Feldern? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mir ihr Summen richtig fehlt. Es hat für mich immer etwas Meditatives – und darüber hinaus sind sie die wichtigsten Bestäuber, die wir haben. Ohne Bienen gibt es schließlich auch keine Nahrung.

Ein kleines Wunder am Gartenteich

Und doch – während ich mich sorge, schenkt mir der Garten immer wieder Momente des Staunens. Unser neuer Miniteich, gerade erst angelegt, wurde sofort entdeckt. Kröten kamen. Laubfrösche. Sogar erste Libellen. Kaum war das Wasser da, war auch das Leben da. All die letzten Jahre hatten wir bereits einen Miniteich in einem alten Zinkgefäß. Das wurde von Insekten und Vögeln ebenfalls sofort angenommen und war heiß begehrt. Mich hatte daran aber gestört, dass dieser Teich nicht ebenerdig ist – und so Amphibien kaum eine Chance hatten, auch etwas davon zu haben. Denn zu meinem Erstaunen haben wir bei uns im Garten – trotz Trockenheit – viele Erdkröten und verschiedene Froscharten.

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Also beschloss ich dieses Frühjahr, einen kleinen Bottich in die Erde zu versenken. So klein dieser Teich auch ist, so groß ist seine Wirkung. Für die Tiere. Und für mein Herz. Denn ich erfreue mich daran, zu sehen, wie die Tiere sich dort aufhalten.

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Zwischen Schönsein und Lebensraum

Und es gibt noch etwas, was mich nachdenklich stimmt. In letzter Zeit sehe ich sie immer häufiger – diese perfekt designten Gärten, die fast wie ein zweites Wohnzimmer im Freien wirken. Mit eleganten Holzterrassen, klaren Linien, stylischen Outdoor-Möbeln und großzügigen Lounge-Bereichen. Die meisten sind wirklich wunderschön. Ästhetisch, durchdacht, oft wie kleine Urlaubsinseln direkt hinterm Haus.

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Versteht mich nicht falsch: Ich finde sie großartig – und ich bin ein absoluter Fan davon, so viel Zeit wie möglich draußen zu verbringen. Aber ein wenig bereitet es mir schon Sorgen, wenn ich auf diese Bilder blicke. Denn oft bleibt dabei nur wenig Platz für das, was Garten für mich so besonders macht: das Lebendige, das Ungezähmte, das Überraschende. Die summenden Ecken, das Rascheln im Gebüsch, die kleine Wildnis zwischen den Beeten. Zwischen Holz, Stein und Design fehlen nicht selten Blumen, Insekten, Bodenleben – einfach Natur. Natürlich darf ein Garten schön sein. Und natürlich sollen wir ihn so gestalten, dass wir uns wohlfühlen. Aber vielleicht – nur vielleicht – dürfen wir der Natur darin auch ein bisschen mehr Raum lassen. Eine wilde Ecke, ein Streifen Blühwiese, ein Wasserplatz für Tiere. Denn manchmal entsteht das größte Gartenglück genau da, wo wir nicht alles kontrollieren, sondern einfach geschehen lassen.

Der idyllische „MeerART-Garten“ in Langenhorn Nordfriesland // Foto: MeerART

Ein Garten spiegelt das Leben

In unserem Garten gibt es auch noch vieles, was ich gerne verändern möchte. Und dennoch ist er lebendig, wild – manchmal chaotisch. Aber genau das liebe ich an ihm. Er zeigt mir, dass Wandel nicht immer Verlust bedeuten muss. Dass man mit Liebe, Geduld und ein wenig Mut auch in trockenen Zeiten etwas zum Blühen bringen kann. Und dass selbst der kleinste Teich, das unscheinbarste Kraut oder eine einzige blühende Staude Teil von etwas Größerem ist.

Vielleicht ist das mein größter Wunsch: Dass wir wieder mehr hinschauen, hinhören. Dass wir Räume schaffen – für Bienen, für Frösche, für uns selbst.

Ein Garten ist nicht nur ein Stück Land. Er ist ein Stück Seele.

Ein paar Gedanken, die vielleicht helfen könnten …

💧 Welche Pflanzen lieben die Sonne – und kommen mit Trockenheit klar?

Kräuter wie Lavendel, Rosmarin, Thymian, aber auch Stauden wie Katzenminze, Fetthenne, Echinacea oder die hübsche Kugeldistel fühlen sich pudelwohl in der Sonne und brauchen kaum Wasser.

🌾 Wie kann ich meinen Garten an Trockenheit anpassen, ohne auf Blütenpracht zu verzichten?

Setze auf robuste Pflanzenarten, mulche deine Beete und schaffe kleine Inseln mit Kies oder Naturstein. Auch Gräser wie Federgras oder Blauschwingel sind wunderschöne Begleiter.

🐝 Und was ist mit den Insekten?

Viele trockenheitsliebende Pflanzen sind regelrechte Insektenmagneten. Achte darauf, möglichst ungefüllte Blüten zu wählen – dann haben Bienen & Co. auch wirklich etwas davon.

🌿 Was muss ich bei einem Miniteich beachten?

Plane ihn nicht in der prallen Sonne, sondern lieber im Halbschatten. Egal wie groß oder klein er ist – wichtig ist, dass es eine Ausstiegshilfe für Amphibien gibt.

Meer, Wohnen & Genießen

Verliebt in den Norden - weil der Norden glücklich macht.

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2 Kommentare zu „Wenn der Garten zum Herzstück wird“

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