Nachdem die ersten beide Tage mehr oder weniger komplett ins Wasser gefallen, waren, sollten wir am letzten Tag doch noch Glück haben. Unserer kleinen Insel-Safari mit Kerstin vom Mein Inselhotel stand nun nichts mehr ihr Wege.
Gestartet sind wir im Norden der Insel, denn in Norddorf hatten wir ja unsere Basis. Wir fuhren auf dem Oodwai entlang und hatten von dort einen tollen Blick auf die Marschwiesen, übrigens, die einzigen hier auf der Insel. Am Horizont war heute auch die Insel Föhr gut zu sehen. Ein kleiner Ausflugstipp nebenbei, bei Ebbe kann man die Insel auch toll mit einer geführten Wattwanderung erreichen. Das hätte ich zu gern gemacht, doch es mangelte nicht nur an der Zeit, auch die Führungen sollten erst wieder am kommenden Wochenende (letztes Märzwochenende) beginnen.
Desweiteren erfuhren wir, dass es im Jahre 1925 in Norddorf mal einen großen Brand gegeben hatte, bei dem fast alle Häuser zerstört wurden. Damit das nicht noch einmal passiert, beschloss man aufgrund der eng aneinanderliegenden Grundstücke, dass die neueren Häuser kein Reet mehr haben sollten.
Unsere Reise ging weiter Richtung Nebel, der Ort auf Amrum mit den schönsten Friesenhäusern. Hier hatten wir jetzt wirklich bedauert, dass der Himmel wieder derart bedeckt war, dass es sich für Fotos einfach nicht lohnte. Ein Grund von vielen um unbedingt wiederzukommen. Eines der bekanntesten Häuser ist wohl das historische Öömrang Hus (Landsmannhaus) von 1736.
Weitere Höhepunkte sind die ca. 800 Jahre alte St.-Clemens-Kirche, der Heimatlosenfriedhof, auf dem namenlose Tote, die an den Strand gespült wurden, begraben sind und die „Sprechenden Grabsteine“. Sie heißen so, weil auf ihnen der komplette Lebenslauf der Toten beschrieben ist. Die Grabsteine wurden alle saniert und in Reih und Glied aufgestellt. Wirklich beeindruckend.
Am südlichen Ortseingang steht eine sehr hübsche Mühle aus dem Jahre 1771. Gebaut wurde die Mühle ursprünglich auf dem höchsten Punkt der Insel und damit aus allen Himmelsrichtungen sichtbar. Sie diente früher u. a. als Seezeichen und Orientierungshilfe vorbeifahrender Schiffe. Damals hatte die Insel noch nicht so viele Bäume wie heute, die die Sicht zum offenen Meer inzwischen verdecken. Die Mühle war noch bis 1964 in Betrieb und beherbergt heute ein kleines Heimatmuseum.
Während wir weiter über die Insel zum nächsten Stopp fuhren, zeigte uns Kerstin einige der zahlreichen Grabhügel, die noch aus der Bronze- und Eisenzeit stammen. Sie verriet uns außerdem ihren Lieblingshügel, von dem man morgens bei Sonnenaufgang einen atemberaubenden Blick über die Hallig Langeness haben soll.
Die zu erkunden hatten wir heute leider keine Zeit, aber neben all diesen spannenden Dingen aus der Vergangenheit ist auf der Insel auch noch ein Relikt aus jüngster Zeit. Denn überall in den Wäldern sind noch riesige Schneisen zu sehen, die das Sturmtief „Christian“ hier hinterlassen hatte. Kerstin sagte, dass sie etwas Derartiges in all den Jahren auf der Insel noch nicht erlebt hatte. Innerhalb kürzester Zeit hatte das Sturmtief die komplette Insel verwüstet. Mein Gott sind das viele Bäume gewesen.
Unsere Insel-Safari führte uns durch Süddorf hindurch. Hier wurde der berühmte Hark Olufs geboren. Sein Geburtshaus sowie das Haus, in dem er nach der Sklaverei lebte, befinden sich nach wie vor in diesem Dorf. Da die Geschichte von ihm nicht nur spannend, sondern für diesen Beitrag auch zu lang wäre, lasse ich das in diesem Fall mal aus.
Außerdem fehlte uns die Zeit für einen Stopp, um entsprechende Bilder zu liefern. Das gleiche gilt auch für den süßen und zauberhaften Ort Steenodde, der an der Wattenmeerseite liegt. Hier kann ich nur anführen, dass Steenodde von sehr alten Friesenhäusern und schönen Blumengärten geprägt ist. Im 18. Jahrhundert zur Walfangära, war hier Amrums bedeutendster Hafen. Heute bekommt man hier „Fisch vom Kutter“.
Während Kerstin weiter mit uns zum Leuchtturm fuhr, erzählte sie uns noch von den schweren Zeiten Amrums, als die Männer zur See fuhren und die Frauen alleine auf der Insel klar kommen mussten. Ganz schön harte Zeiten müssen das gewesen sein. Das ist übrigens auch der Grund warum nur Frauen in Trachten zu sehen sind, denn die Männer waren ja nie da. Am Leuchtturm angekommen, stoppen wir kurz, um zu sehen ob wir aufsteigen können. Leider, wie so vieles andere auch, erst ab dem 30. März wieder geöffnet. Wir sind einfach ein Wochenende zu früh hier. 😉 Der Leuchtturm ist einer der höchsten an der Deutschen Nordseeküste. Einschließlich der Düne ist er 66 Meter hoch und wurde 1875 in Betrieb genommen.
Als nächstes kamen wir nach Wittdün und ich bin ein wenig beruhigt, dass selbst die Insulaner diesen Ort alles andere als schön finden. Wenn ich ehrlich bin, wirkt er aufgrund der hässlichen Bauten, die einen beim Ankommen als erstes anlachen auch nicht wirklich einladend. Doch Wittdün sollte einst ja auch nur für die Touristen sein. Der Tourismus sorgte mehr und mehr für Aufschwung auf Amrum, doch die Einheimischen hatten Angst um ihre Moral und Sitten, weshalb die Besucher am liebsten nur dort geduldet wurden. Wie gut, dass sich diese Zeiten geändert haben.
Unseren letzten gemeinsamen Stopp hatten wir am Strand von Nebel, danach mussten wir uns leider von Kerstin verabschieden. Dort nahmen wir uns die Zeit für einen ausführlichen Strandspaziergang. Es war so herrlich. Nicht nur, dass das Wetter nun immer freundlicher wurde, uns hatte auch die absolute Weite total geflasht. Einen ausführlichen Beitrag dazu findet ihr unter: „Der Kniepsand – eintauchen, abtauchen, frei fühlen„.
Im Anschluss an die Safari haben wir noch schnell einen kleinen Abstecher am Strand von Norddorf gemacht, denn heute war das Licht zwar nicht perfekt, aber immerhin so, dass wir von hier die Insel Sylt erkennen konnten. Das war ja zuvor gar nicht möglich. Ein wenig traurig wurde uns bewusst, wie viel wir die letzten beiden Tage aufgrund des Regens und des trüben Wetters verpasst hatten. Aber so ist das im Leben, Glück kann man nicht immer haben und außerdem einen besseren Grund zum Wiederkommen gibt es wohl nicht. 😉
Da wir noch ein wenig Zeit hatten, bis die Fähre uns wieder aufs Festland brachte, tobten wir uns am endlos weiten Strand zwischen den Dünen aus. Danach endeten für uns drei tolle Tage auf Amrum. Eins ist sicher, wir kommen wieder.
Was, wie, wo, wer?
Mühlenmuseum
von April bis Oktober
täglich: 10.30 Uhr – 13.00 Uhr und 14.30 Uhr – 17.00 Uhr
montags bis 16.00 Uhr,
sonntags ab 11.00 Uhr
Leuchtturm
Ab dem 30.03.2015:
Mo – Fr von 09:00 – 12:30 Uhr
Mittwochs von 09:00 – 14:00 Uhr
Öömran Hus
Waaswai 1
25946 Nebel/Amrum
Tel.: 04682/2118
Fax: 04682/4114
Ab 16.2.2015:
Mo. – Fr.: 15.00-17.00 Uhr
An Sonn- und Feiertagen geschlossen
Wattwandern mit:
Andreas Herber
Tel. 04682-2175
Reinhard Boyens
Tel. 0160-93545900
Dark Blome
Tel. 0176-94471123 (täglich zwischen 19 und 20 Uhr)
2 Kommentare zu „Amrum – Auch Insel der Freiheit genannt“
Schöne Fotos von Amrum. So erlebe ich es auch immer wieder. Diese Weite, der große Himmel und die Dünen vermitteln wirklich ein Gefühl von Freiheit.
Liebe Karin,
danke schön für deine lieben Worte auf unserem Blog. Darüber freuen wir uns sehr. Die Landschaft ist wirklich ein Traum und wir möchten gerne ganz bald wieder hin.
Herzliche Grüße,
Claudia