Ein Tag Auszeit auf der dänischen Wattenmeerinsel Rømø
Der diesjährige Sommer ist irgendwie merkwürdig. Eigentlich nicht so schlecht und doch nicht perfekt – nicht Fisch und nicht Fleisch. Gerade bei feststehenden Aktivitäten macht uns dieser Sommer oft einen Strich durch die Rechnung.
Schon krass wie sich unser Wetter verändert und sich die Jahreszeiten in den letzten Jahren verschoben haben. Auf lange Sicht lässt sich zumindest nichts mehr planen. Es ist ein reines Glücksspiel, zumindest wenn man Aktivitäten für draußen plant. Bei unserem Drievels-Festival hatten wir zumindest richtig Glück mit dem Wetter. Dafür fielen unser Bier-Tasting sowie unsere deutsch-dänische Kaffeetafel total ins Wasser. Wie gut, dass wir da auf unser Atelier ausweichen konnten. Aber für den schönsten Tag im Jahr stellt man sich das dann – trotz aller Spontanität – doch irgendwie anders vor.
Verschieben oder umplanen?
Genau wie unsere Geburtstage ist für uns der Hochzeitstag ein Tag, den wir uns immer freihalten und den wir beide stets zusammen verbringen. Doch dieses Jahr sollte alles anders kommen. Dabei hatten wir uns nach all dem Stress der letzten Monate so sehr eine kleine Auszeit am Strand gewünscht. Wer uns kennt weiß, dass uns das Wetter in der Regel zwar nichts ausmacht, aber diesmal haben auch wir gestreikt. Bei strömendem Dauerregen macht selbst uns ein Strandtag keinen Spaß. Jedenfalls nicht im Hochsommer. Eine ganz neue Erfahrung, denn in den fast zwanzig Ehejahren ist es noch nicht einmal vorgekommen, dass wir an unserem Tag so ein Wetter hatten.
Was also tun, verschieben oder umplanen? Die Entscheidung fiel gar nicht so leicht, denn unser Terminkalender lässt derzeit keine weitere Auszeit zu. Da wir laut Wetterbericht eine Woche später doch nochmal Aussichten auf einen Sommer haben sollten, entschieden wir uns zu verschieben. Das bedeutete aber auch, dass wir an unserem Ehrentag arbeiten mussten. An so einem Tag einfach zum Alltag zurückzukehren, war schon irgendwie ein komisches Gefühl und stimmte mich recht traurig. Aber im Nachhinein hatte sich das Warten gelohnt, denn nur eine Woche später durften wir unseren schönsten Tag des Jahres nachholen, und zwar bei bestem Sonnenschein.
Die kleinen Wunder, die dir das Leben versüßen
Bis dahin mussten wir noch ein wenig zappeln, denn wider Erwarten wurde es nicht – wie vom Wetterbericht angekündigt – schon am Montag schön, sondern erst am Donnerstag. Wenn ich ehrlich bin, war das wieder so eine Herausforderung, denn Geduld zu haben gehört nicht gerade zu meinen Stärken. Aber wenn schon verschieben, dann auch wenigstens so, dass es sich lohnte. Und die Belohnung war die, dass wir letztendlich doch einen Traumtag am Strand genießen durften, und zwar diesmal auf Rømø. Die Insel, die sich zu einem weiteren Hotspot in unserem Leben entwickelt hat, wenn es darum geht, sich eine schnelle und effektive Auszeit vom Alltag zu gönnen.
Als wir morgens aufwachten und die Sonne durch unser Fenster blinzelte, fühlte ich mich richtig wie ein kleines Kind. Glücklich und voller Vorfreude auf den Tag standen wir auf und machten uns startklar für die Insel. Endlich durften mal wieder die Sommersachen aus dem Schrank und nicht zu vergessen, ein kleiner Picknickkorb für die Verpflegung zwischendurch. Mit meinem Kopf war ich schon so am Strand, dass ich meinen Ausweis völlig vergessen hatte. Das fiel mir aber erst unterwegs ein und umkehren wollten wir auch nicht nochmal. Wir hofften auf unser bisheriges Glück, einfach nicht kontrolliert zu werden und so war es dann auch.
Lakolk – ein Ferienort mit deutscher Vergangenheit
Da wir die letzten Male immer zum Südstrand gefahren sind, wollten wir diesmal mutig sein und sind trotz Urlaubssaison nach Lakolk gefahren. Der Touristenort liegt an der Westseite der Insel und ist zudem sehr beliebt und damit in der Regel auch sehr voll. Wusstet ihr, dass Lakolk der älteste Ferienort der Insel ist und mal zu Deutschland gehört hat? Bereits 1895 gab es dort die ersten Ferienhütten. Ungefähr drei Jahre später wurde das damals zu Deutschland gehörende Nordseebad Lakolk vom Pastor Johannes Jacobsen aus Scherrebek gründet. Natürlich um deutsche Badegäste anzulocken.
In der ersten Saison soll es nur zwei Einfamilienhäuser und zwei Baracken mit vier Zimmern gegeben haben, die immerhin schon von etwa 200 Gästen besucht wurden. In den nächsten Jahren wurden weitere Gebäude und etwa 40 Blockhäuser errichtet. Doch ohne den damals noch nicht vorhandenen Rømødæmningen (Rømø-Damm) ging das Konzept nicht auf und die Firma des Pastors, und damit auch das Nordseebad, in Konkurs Erst mit der festen Verbindung mauserte sich der Ferienort zu dem, wie wir ihn heute kennen. Aber das nur mal so am Rande.
Ein Gefühl von Freiheit
Die Fahrt nach Dänemark verlief wie immer total entspannt. Obwohl wir recht früh am Strand ankamen, waren schon reichlich Autos vorhanden, aber das machte rein gar nichts. Der Strand ist so weitläufig, dass wir schon recht bald beinahe ganz für uns alleine waren. Stundenlang am Strand entlang laufen ist zwar nicht für jeden etwas, aber für uns bedeutet das pure Erholung. In solchen Momenten können wir die Seele baumeln lassen und das ist gerade für so einen Ehrentag doch perfekt.
Mehrere Stunden liefern wir an der Wasserkante oder am Dünengürtel entlang und genossen die Ruhe und die nicht enden wollende Weite. Bis auf das Meeresrauschen war nämlich nichts, aber auch wirklich nichts zu hören. Einfach ein Gedicht. In Momenten und an Tagen wie diesen macht sich ein Gefühl von Freiheit breit. Wenn man könnte, würde man die Welt umarmen wollen, denn es ist immer wieder aufs Neue ein beeindruckendes Gefühl diese unendliche Weite zu spüren und zu erleben. Dann stellt sich pure Dankbarkeit in unseren Herzen ein und wir sind überglücklich. Auch wenn es anfangs schwer fiel, aber das Warten hat sich gelohnt.