Das Tor in eine andere Welt
Nachdem wir uns im Frühjahr die Schleuse in Kiel-Holtenau angeguckt hatten, fehlte als Pendant dazu ja noch die Schleuse in Brunsbüttel. Schon auf dem Weg dorthin fielen uns in der Ostermoorer Straße die vielen alten Häuser auf. Was muss das doch früher für eine Idylle gewesen sein, als das Örtchen noch klein und bescheiden daher kam. Bei der Schleuse gibt es sogar kostenfreie Parkplätze, allerdings begrenzt für zwei Stunden.
An der Schleuse selber war ich anfänglich etwas geschockt, ähnelt sie doch eher einem Hochsicherheitstrakt, als einem Anlaufspunkt für Schiffsnarren. Alles aber auch alles war eingezäunt. Das ist so ein ganz anderes Bild als das, was wir von Kiel-Holtenau kennen. Überhaupt wirkt alles größer und sehr auf Touristen angelegt. Mehrere Lokale buhlen um die Wette, dabei bieten sie alle vor allem eines, einen spannenden Blick auf die Schiffe, die in den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) ein- und auslaufen.
Vor der Schleuse, also noch im NOK, gibt es einen kleinen Hafen für Segelboote. Das wirkte schon sehr beeindruckend, wenn man die großen Schiffe kommen sieht und diese an dem Hafen mit den kleinen Booten vorbeiziehen, um anschließend auf dem Weg in die große weite Welt, die Schleuse zu passieren. Den hereinkommenden Tanker COVADONGA wollten wir bei der Schleusendurchfahrt beobachten, weshalb wir unser Glück bei einem der vielen Plattformen versuchten. Was aus fotografischer Sicht weniger schön war, dass die Plattformen verglast waren, also kein schöner Platz für uns. Das stellte uns irgendwie nicht so recht zufrieden.
Da der Schleusenvorgang eh eine Weile dauert, entschieden wir uns hinter der Schleuse auf dem Deich unser Glück erneut zu versuchen. Das war eine gute Entscheidung. Hier fühlt man sich nicht so von Zäunen eingefercht und kann sogar die ankommenden Schiffe gut beobachten. Ganz am Ende, beim letzten Leuchtturm, bevor es aufs offene Meer der Nordsee hinaus ging, machten wir ein Kreuzfahrtschiff am Horizont aus. Das war auch der Grund warum wir bis dorthin gelaufen sind. Von dort hatte man wirklich eine atemberaubende Aussicht. Selbst die Einfahrt zu dem alten Hafen hat man gut im Blick.
Die Schleuse in Brunsbüttel war in der Vergangenheit oft in den Medien, weil es wegen immer wieder erforderlicher Reparaturarbeiten an den Schleusenanlagen zu kurzfristigen Sperrungen von einzelnen Schleusenkammern kam. Am 6. März 2013 mussten beide Kammern der Großen Schleuse sogar für acht Tage gesperrt werden, um ein defektes Schleusentor gegen ein repariertes zu tauschen. Während dieser Arbeiten war der Kanal für Schiffe über 125 Meter Länge nicht befahrbar, was bedeutete, dass die Schiffe während der Sperrung den Umweg (etwa 250 Seemeilen mehr) um das Skagerrak nehmen mussten. Aufgrund des hohen Alters der Schleusen ist für Brunsbüttel der Neubau einer fünften Schleusenkammer geplant. Die soll auf der Schleuseninsel zwischen den Alten und den Neuen Schleusen gebaut werden.
Hier kann ich doch gleich wieder meine romantische Ader ausleben. So macht Schiffe gucken Spaß. Am Horizont nichts als Wasser. Schiffe, die aufs offene Meer hinaus wollen, während andere die Passage durch den Nord-Ostsee-Kanal noch vor sich haben. Das besagte Kreuzfahrtschiff, die Prinsendamm, sollte uns noch Stunden später im NOK wieder begegnen. Aber bis dahin genießen wir die Aussicht und lassen uns von dem aufkommenden Fernweh so richtig einlullen.
Bei den ganzen großen Schiffen wirkt das kleine Segelboot bei der Einfahrt in die Brake, in Richtung Alter Hafen, richtig zerbrechlich. Hinter uns stehen Häuser, zwei davon mit einer richtig großen Dachterrasse. Ich muss schon sagen, dass ich ihnen die Aussicht ein wenig neide.
Brunsbüttel: Für die einen ist es das Tor in die große weite Welt, für die anderen das Nadelöhr, um in die Ostsee zu kommen.