Der erste Winter in Nordfriesland
Das erste Jahr in einer neuen Heimat ist mit Sicherheit das aufregendste. Mit ein Grund warum wir diese Eindrücke auch unbedingt festhalten möchten. Dieser Beitrag ist ein kleines Resümee über unsere ersten Wintermonate in Nordfriesland.
Es waren in der kurzen Zeit schon so viele tolle Erlebnisse, dass ich schon Schwierigkeiten habe, mich an alle zu erinnern. Den November klammere ich mal aus. Erstens gehört dieser mehr oder weniger noch zum Herbst, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt, und zweitens, hatten wir den eh fast ausschließlich nur mit Renovierungen und Umzug verbracht.
Bis auf die Sonntage, die haben wir uns immer freigehalten. Das war uns ganz wichtig, denn wir wollten nicht, dass alle Erlebnisse einfach nur so an uns vorbeifliegen. Diese sollten ganz bewusst wahrgenommen werden. Natürlich haben wir die Zeit auch genutzt, um unsere neue Heimat genauer in Augenschein zu nehmen.
Weihnachten stand vor der Tür
Da wir uns bei der Haussuche nicht an einen Ort gebunden hatten, sondern lediglich darauf, ein Objekt zu finden, das zu uns passt, ist alles, was wir hier in Langenhorn erleben, absolutes Neuland. Langenhorn ist ein ziemlich langgestrecktes Dorf. Manchmal denkt man, es endet nie. Wir haben das große Glück im alten Ortskern, also in West-Langenhorn gelandet zu sein. Unser Haus befindet sich direkt an dem alten Dorfplatz, dem „Friedrich-Paulsen-Platz“.
Prägend für den Dorfplatz ist eine alte Schmiede und die St.-Laurentius-Kirche. Alles in allem ein sehr ruhiger Flecken Erde. Der Bär von Langenhorn steppt jedenfalls an einer anderen Stelle. Umso erstaunter waren wir, als zur Adventszeit hier mitten auf dem alten Dorfplatz ein großer Weihnachtsbaum aufgestellt wurde.
Von unserem Atelier aus haben wir ihn immer gut sehen können. Was wirklich sehr schön und heimelig war. Oft haben wir uns spätnachmittags oder abends die Zeit genommen, um uns auf unser Atelier-Sofa zu setzen, einen Tee zu trinken und hinauszuschauen. Das Winter-Weihnachtsmärchen wurde perfekt, als dann noch die ersten Schneeflocken fielen. Die blieben aber meistens nicht lange liegen.
Die Weihnachtsfeier-und Silvestertage haben wir diesmal ganz bewusst alleine genießen wollen. Zum einen wollten wir nach der harten Zeit ein wenig zur Ruhe kommen und zum anderen natürlich auch die Zweisamkeit im neuen Heim genießen. Okay, Dreisamkeit – unser Stubentiger gehört untrennbar zur Familie.
Wundervolle Nachbarn
In der Vergangenheit hatten wir es schon mehrfach erwähnt, dass wir von unseren Nachbarn super lieb aufgenommen wurden. Sie hatten sogar für uns gesammelt, um uns einen Willkommens-Gruß zu übermitteln. Normalerweise ist das in Nordfriesland eine Girlande, die über die Haustür gehängt wird. Warum man bei uns diese Tradition unterbrochen hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hatten wir einen Gutschein von einem Blumenladen bekommen, so dass wir uns selber etwas ganz nach unserem Geschmack aussuchen durften. Der Blumenladen gehört inzwischen mit zu meinen neuen Lieblingsläden. 😉
Eigentlich gehört der Winter eher zu den Jahreszeiten, in denen man kaum eine Menschenseele zu Gesicht bekommt. Auch das scheint hier ein wenig anders zu sein. Man sieht sich und man schnackt miteinander, mal direkt oder mal einfach quer über die Straße. Jeder ist auf seine Art und Weise bemüht uns hier herzlich aufzunehmen und willkommen zu heißen. Ganz gleich ob im Alltag oder bei traditionellen Bräuchen wie dem Rummelpottlaufen oder Biikebrennen.
Ja, sogar in den Genuss echter Nachbarschaftshilfe sind wir schon mehr als einmal gekommen. Ein ganz wunderbares Gefühl. Wenn wir ehrlich sind, hätten wir uns nicht erträumt, dass wir sowohl beruflich, als auch privat so schnell und unkompliziert aufgenommen werden würden. Wir fühlen uns einfach Zuhause.
Der Winter kam über Nacht
Der Februar hielt für uns eine ganz besondere Überraschung bereit. Monatelang gab es in aller Munde nur ein Thema – der Regen. Der Regen an sich hatte uns jetzt nicht so sehr gestört, aber dass die Böden überall so übersättigt waren, gab einem schon zu denken. Doch dann plötzlich war Winter in Nordfriesland.
Der kam buchstäblich über Nacht. Abends sahen wir schon die ersten Schneeflocken tanzen und am nächsten Morgen war alles weiß. Frau Holle hatte ganze Arbeit geleistet und es schien ihr richtig viel Spaß zu bereiten. Tagelang hat es immer wieder geschneit und uns Schneemengen beschert, wie wir sie seit vielen Jahren nicht mehr kannten. Was das Wintermärchen dann so richtig perfekt gemacht hatte, war die viele Sonne. In jeder noch so kleinen Schneepause schien die Sonne und ließ alles zauberhaft funkeln.
Winter in Nordfriesland
Man könnte meinen Winter ist gleich Winter, aber weit gefehlt. Oder anders gesagt, der Winter auf dem Land ist ein anderer als in der Stadt. Während jede noch so schöne Schneepracht in der Stadt zu einer grau-braunen Matschepampe avanciert, ist der Schnee auf dem Land tagelang buchstäblich schneeweiß.
Es wird sich auch nicht künstlich aufgeregt. Winter ist halt Winter. Anstelle über ihn zu jammern wurde er ausgenutzt. Manch Schneeräumkommando sah zugegebenermaßen etwas abenteuerlich aus, aber es erfüllte seinen Zweck. Viel lustiger waren die Schlittenkonvois. Mehrere Schlitten, mit Kind und Kegel bepackt, wurden hintereinander verbunden und von Autos oder Traktoren durch die Straßen gezogen. Was für eine Gaudi. Bei dem Anblick wurden Kindheitserinnerungen wach. Herrlich. Das Leben auf dem Land scheint noch viel bewusster und intensiver gelebt zu werden als in der Stadt. Auf alle Fälle gibt es mehr miteinander, als gegeneinander. Man kennt sich eben….
Wir sind gespannt und voller Vorfreude auf die vielen Erlebnisse, die uns im ersten Frühjahr in Nordfriesland begegnen werden.
8 Kommentare zu „Winter in Nordfriesland“
Was für ein toller Bericht mit so vielen wunderbaren Fotos, ihr habt es ja wirklich sehr gut getroffen, nette und hilfsbereite Nachbarn sind immer ein Gewinn. Ich wünsche Euch beiden weiterhin so viel Spaß und Freude am neuen Heim.liebe grüße Gerti
Moin liebe Gerti,
danke dir. Wir haben es in der Tat richtig gut getroffen. Nach all der langen und zermürbenden Suche ist das nun der Lohn und wir sind richtig dankbar dafür. Tolle Nachbarn zu haben ist schon fast wie ein Lottogewinn. Den Spaß werden wir auf alle Fälle weiter haben.
Ganz liebe Grüße,
Claudia
Ihr Lieben Nordlichter,
wie wunderbar. Zufriedenheit ist eine Entscheidung, mit dem glücklich zu sein, was man hat.
Leider lernen wir das meistens erst, nachdem man lange unzufrieden war und dann endlich sagt:
„Herr so will ich nicht weiterleben.“ Man kann die Entscheidung treffen Zufriedenheit einkehren zu lassen. (kleiner Auszug , Bibel)
Ich denke ihr habt Zufriedenheit gefunden und seid dankbar dafür. Dabei tut, eure wunderschöne Gegend, Haus, Hof, Nachbarschaft……….. seins dazu.
Alles Glück und was dazu gehört, von Elke u. Uwe
Moin ihr Zwei,
was für schöne Worte, danke dafür.
Zufriedenheit ist eine wirklich sehr schön Gabe, die wir in unserer Gesellschaft tatsächlich oft erst lernen müssen. Dabei macht es das Leben so viel einfacher und wertvoller. Ich würde mir von Herzen wünschen, dass viel mehr Menschen das für sich erkennen können. Öfters mal den Moment genießen und sei er noch so klein. Das gibt enorm viel Kraft und Zuversicht.
Euch Zweien ein ganz zauberhaftes Wochenende und
ganz liebe Grüße von der Westküste,
Claudia und Ralph
Moin, Ihr Lieben ! Es ist doch sehr schön und herzerfrischend, dass es noch Menschen gibt, die in der Lage sind, Natur und gute Nachbarschaft zu schätzen und zu genießen ! Weiter so ! Liebe Grüße, Gila & Jörg .
Moin ihr Zwei,
da sagt ihr was.
Die Natur ist mit das größte Geschenk was wir haben. Ich weiß, dass viele damit nicht allzu viel anfangen können, aber uns gibt sie sehr viel Kraft und Ausgleich.
Gute Nachbarn sind ebenso ein Geschenk, wie alle Menschen, die einem im Leben begegnen und berühren. Würde wir alle ein klitzekleines bisschen mehr Respekt und Toleranz walten lassen, dann würde sich der Umgang untereinander so wunderbar leicht und erfrischend gestalten. 😉
Euch beiden noch ein schönes Restwochenende.
Herzlichst,
Claudia und Ralph
Moin du Liebe
Zwischen all den Umzugschaos lasse ich es mir nicht nehmen, euch ein paar Worte zu den neuen Berichten zu schreiben….
Erstmal Herzlichen Glückwunsch: Ihr habt aus diesem Haus wirklich ein einladendes Heim gemacht. Die grossen Atelierfenster locken einen geradezu einzutreten und bei euch zu stöbern. Ein so hübsches Zuhause inmitten idyllischer Natur, da kann man ja nur zufrieden sein 😉
Ich war richtig angerührt, wie du die erste Zeit im neuen Daheim und mit den neuen Nachbarn beschrieben hast….Und die Fotos sprechen wirklich für sich…
Wir können nur hoffen, dass wir es in Schleswig genauso gut antreffen werden, aber es liegt ja schliesslich auch immer an einem selbst, wie man auf die Menschen zugeht.
Du hast mir auf alle Fälle immer wieder ganz viel Lust auf unsere neue Heimat gemacht.
Danke! ;-))………nur noch 10 Tage !!!!
Sonnige Grüsse aus der wirbeligen Schweiz
Sabina
Moin du Liebe,
ach wie schön, das freut mich. 🙂
Muss auch ständig an euch denken. So ein aufregender Lebensabschnitt, der euch gerade bevorsteht. Wir haben ja nur einen Wechsel im eigenen Bundesland vollzogen, aber aus einem ganz anderen Land in den Norden, das ist doppelt aufregend. 🙂 Ich drücke euch so die Daumen, dass alles gut verläuft und ihr euch hier schnell heimelig fühlt.
Danke dir für die Glückwünsche zu unserem Heim. Mit dem Haus haben wir echt Glück gehabt. Der Schnitt ist perfekt und wir arbeiten daran, dass es weiter schnuckelig wird. Da ist noch allerhand zu tun, drinnen wie draußen, aber nach und nach. Alles was geschafft ist fühlt sich einfach gut an. Das mit den Fenstern stimmt und davon haben wir gleich zwei. 🙂 Letzte Woche kam sogar endlich unser Verkaufstresen, der fehlte nämlich noch. Nun darf es so langsam richtig losgehen.
Das Glück mit unseren Nachbarn ist ganz sicher nicht die Regel. Da haben wir auch schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Von daher sind wir super dankbar. Leben und Leben lassen und in der Not da sein. Das ist einfach perfekt.
Oh man… zehn Tage noch…. ich drücke so feste die Daumen.
Ganz, ganz liebe Grüße von der Westküste,
Claudia