Kleiner Grasbrook: Eine Binneninsel mit Geschichte

Impressionen aus dem Hamburger Hafen // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Von der Viehweide zum Hafengelände

Der Hamburger Stadtteil „Kleiner Grasbrook“ ist für seine zahlreichen historischen Hafenanlagen und Kais aus den letzten 200 Jahren bekannt. Kaum noch vorstellbar, dass dieses Gebiet früher mal eine Binneninsel war. Blickt man auf den Wandel, könnte der kleine Grasbrook auch ein Synonym für den Satz „ich bau‘ mir die Welt wie sie mir gefällt“ sein.

Dieser recht dünn besiedelte Stadtteil gehört zum Bezirk Hamburg-Mitte und liegt nahezu vollständig im ehemaligen Freihafengebiet. Der Großteil der Fläche wird von Hafenanlagen bestimmt, aber es gibt auch jede Menge Brachfläche. An den Kaianlagen vom O’Swalkai werden neben Kühlgütern vorwiegend RoRo- und ConRo-Schiffe abgefertigt.

Impressionen aus dem ehemaligen Freihafen in Hamburg // Foto: MeerART

Im 16. Jahrhundert diente die Binneninsel den Hamburgern als Viehweide. Durch den Bau eines künstlichen Grabens, der mehr Wasser aus der Süderelbe in die Norderelbe führen sollte, wurde der Grasbrook durchtrennt. Allmählich folgte eine erste Besiedlung. Im späten 19. Jahrhundert wurde der Kleine Grasbrook zu einem Stadtteil.

Impressionen aus dem ehemaligen Freihafen in Hamburg // Foto: MeerART

Es entstanden zahlreiche Kaianlagen, Häfen und Lagerhallen, die allerdings im Zweiten Weltkrieg zu 90 Prozent zerstört wurden. Nach dem Wiederaufbau und einer Umstrukturierung entstand eines der modernsten Frucht- und Kühlzentren Europas, in dem bis heute Südfrüchte, meist Bananen, gelöscht, gekühlt und weiterverteilt werden.

Impressionen aus dem ehemaligen Freihafen in Hamburg // Foto: MeerART

Das Lagerhaus G

Es gibt aber auch noch sichtbare Geschichte, wie die vom Lagerhaus G am Saalehafen. Das Lagerhaus wurde 1903 in der für die damalige Zeit typischen Backsteinarchitektur am Dessauer Ufer errichtet. Es verfügt über drei Böden und ist durch Brandmauern in acht Sektionen untergliedert. Zu jeder Sektion gehört land- und wasserseitig je ein Außenaufzug mit Windhäuschen. Von diesem Gebäudetyp gibt es nicht mehr sehr viele, wohl mit ein Grund, weshalb dieser seit 1988 unter Denkmalschutz steht.

Impressionen aus dem ehemaligen Freihafen in Hamburg // Foto: MeerART

Hinter dem Gebäude verbirgt sich aber auch noch eine traurige Geschichte, denn während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude als Außenlager „Dessauer Ufer“ des KZ Neuengamme zur Unterbringung von Zwangsarbeitern benutzt. Eine Gedenktafel mit der folgenden Aufschrift erinnert an die Zeit:

Impressionen aus dem ehemaligen Freihafen in Hamburg // Foto: MeerART

Von Juli bis September 1944 waren darin bis zu 1.500 jüdische Frauen aus Ungarn und Tschechien untergebracht, die in Raffinerien und zerstörten Gebäuden anderer Betriebe im Hafen Aufräumarbeiten verrichten mussten. Im Oktober 1944 kamen 1.500 männliche Häftlinge in das Außenlager, die im Gleis- und Panzergrabenbau sowie bei Aufräumarbeiten arbeiten mussten. Nach einem schweren Bombenangriff wurde diese Gruppe bis Februar 1945 nach Fuhlsbüttel verlegt. Anfang April 1945 wurde das Lager aufgelöst und die Insassen in das KZ Bergen-Belsen gebracht.

Impressionen aus dem ehemaligen Freihafen in Hamburg // Foto: MeerART

Auch auf dem Fußboden vor dem Gebäude erinnert ein Stolperstein an die Zwangsarbeiterin Margarethe Müller (1899–1944) an ihrer ehemaligen Einsatzstelle Dessauer Ufer.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren:

Die „ARABIAN BREEZE“ verlässt den Nord-Ostsee-Kanal // Foto: MeerART

Kiel-Holtenau – Eindrücke der besonderen Art

Schleswig-Holstein ist nicht nur das Land zwischen den Meeren, es verbindet diese auch durch einen Kanal – den Nord-Ostsee-Kanal (NOK). Geht man von der Anzahl der Schiffe aus, ist die künstliche Wasserstraße die meistbefahrene der Welt. Knapp 100 Kilometer lang ist der Kanal zwischen Kiel-Holtenau und Brunsbüttel. Er wurde gebaut, um der Schifffahrt den bis zu 800 Kilometer längeren Weg um die Nordspitze Dänemarks zu verkürzen.

Weiterlesen »
Impressionen aus der HafenCity in Hamburg vom 29.06.2016 // Foto: MeerART

Und, was geht ab in der HafenCity?!

Ein kleines Hopping zwischen den einzelnen HafenCity Quartieren Lange waren wir nicht mehr hier und gefühlt hat sich auch eine Ewigkeit nicht wirklich was getan. Das stimmt so natürlich nicht, denn gearbeitet wird immer. Allerdings fühlt es sich oft wie Stillstand an, wenn zwischen Abriss und Neubau so viel Zeit vergeht. Aber was geht denn nun ab in der HafenCity?

Weiterlesen »
Blankenese – Riviera des Nordens // Foto: MeerART

Blankenese – Riviera des Nordens

Das ehemalige Fischer- und Lotsendorf im Westen von Hamburg, liegt direkt an der Elbe. Malerische Gassen, verwinkelte Treppen und kleine Häuschen verbreiten mit ihrem Charme, mediterranes Flair. Gerade wenn man im Sommer durch die Gassen schlendert, kommt man sich vor wie an einer Riviera, nur eben in unserem schönen Hamburg.

Weiterlesen »

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Suche

UNSER WHATSAPP-KANAL //

NEUSTE BEITRÄGE //

MeerART Shirtladen - Shirts und Hoodies mit Meer-Sprüchen
Rabattaktion bis zum 02.07.23

15%

Auf alles im Shop. Nicht mit anderen Gutscheincodes kombinierbar.

Hol dir die fangfrischen Neuigkeiten mit unserem Newsletter!

Verpasst keine Neuigkeit und holt euch die MeerART // Flaschenpost. Einmal im Monat halten wir euch so über alle Aktivitäten rund um MeerART auf dem Laufenden.
Detailtiere Informationen zum Versand unseres Newsletter, findet ihr in den Datenschutzhinweisen. Ihr habt natürlich jederzeit die Möglichkeit das Abonnement mit nur einem Klick wieder zu kündigen.