Die Elbinsel Kaltehofe in Hamburg

Alte Pumpenhäuschen am Filterbecken des ehemaligen Wasserwerkes auf der Elbinsel "Kaltehofe" in Rothenburgsort // Foto: Meerart

Touren sind momentan schwer zu planen, denn der Himmel grollt mehr als dass er lacht. Jedes Mal, wenn man morgens aufsteht, lacht dich die Sonne an. Doch sobald man so weit ist, in den Tag zu starten, ist der Himmel wieder bewölkt. Dennoch, heute wagten wir einen Kurztrip. Es zog uns an den Tellerrand vom Hamburger Hafen, und zwar zur Elbinsel Kaltehofe im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort. Eine Insel, und das mitten in Hamburg?

Alte Pumpenhäuschen am Filterbecken des ehemaligen Wasserwerkes auf der Elbinsel "Kaltehofe" in Rothenburgsort // Foto: Meerart

Eine Insel, und das mitten in Hamburg?

Kaum zu glauben, aber wahr! Die Insel entstand Ende des 19. Jahrhunderts (1875 bis 1879), als man den Verlauf der Elbe begradigte und damit das Gebiet Kaltehofe von Peute abtrennte. Was kaum noch einer weiß (ich vorher auch nicht) ist, dass der ursprüngliche Verlauf der Norderelbe im Osten durch die Billwerder Bucht und den heutigen Holzhafen führte.

Alte Pumpenhäuschen am Filterbecken des ehemaligen Wasserwerkes auf der Elbinsel "Kaltehofe" in Rothenburgsort // Foto: Meerart

Auf der Insel befindet sich das ehemalige Elbwasser-Filtrierwerk der Hamburger Wasserwerke. Das gesamte Ensemble wurde 1893 von dem berühmten Hamburger Oberingenieur Andreas Meyer erbaut. Der Stil des Historismus ist uns ja schon bestens aus der Speicherstadt bekannt, denn die stammt ebenfalls aus seiner Feder. Seit Anfang der 1990er Jahre ist das Werk außer Betrieb.

Bis dato pumpten die Hamburger Wasserwerke in Kaltehofe Wasser aus der Elbe, um es dann in den kleinen Brunnenhäusern zu reinigen und Rothenburgsort damit zu versorgen. In den 1870er Jahren nahm man den Reinigungs- und Filterungsprozess allerdings noch nicht so genau, weshalb sich viele Flussbewohner wie Fische in den Leitungen tummelten und schon mal verstopften. Erst im Juli 1890 entschied der Senat und die Bürgerschaft den Bau des eigentlichen Filterwerks.

Alte Pumpenhäuschen am Filterbecken des ehemaligen Wasserwerkes auf der Elbinsel "Kaltehofe" in Rothenburgsort // Foto: Meerart

Ein Paradies für Vögel

Eine erneute Nutzung und Bebauung der Elbinsel scheiterte bislang an ungünstigen Standortfaktoren und unterschiedlichen Interessen der Beteiligten. Zum Glück, kann man da nur sagen, denn so ist aus den nicht mehr genutzten Wasserbecken nicht nur ein Rast- und Brutplatz für viele Vögel geworden, es ist auch wirklich eine Insel der Ruhe inmitten von Hamburg.

Zumindest, wenn nicht wie heute, fleißige Helfer der Stadt da sind, um den Weg – lautstark – von Brombeeren frei zu schneiden, da diese immer versuchen auch die Zuwegung in einen Dornröschenschlaf zu versetzen. Den könnte man hier gut und gern vermuten, denn seit der Stilllegung war das Gelände für die Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich. So konnten sich auf dem 44 ha großen Areal eine Vielzahl von Tieren und Pflanzenarten ungestört ansiedeln und ausbreiten. Ganz entfernt nimmt man das Rauschen der vorbeifahrenden Autos auf den Elbbrücken war, doch in der Regel wird dies von dem zahlreichen Gezwitscher der Vögel übertönt.

Alte Pumpenhäuschen am Filterbecken des ehemaligen Wasserwerkes auf der Elbinsel "Kaltehofe" in Rothenburgsort // Foto: Meerart

Anfangs habe ich mich ein wenig geärgert, dass der Himmel sich wieder von seiner wolkigen Seite zeigte, doch wenn ich mir die Bilder so anschaue, finde ich, dass sie dem Gelände eine entsprechende Note verleihen. Besonders beeindruckend fand ich die vielen Kormorane, die sich auf den – zum Teil schon stark zerfallenen – Dächern nieder ließen, um uns etwas argwöhnisch zu beäugen.

Alte Pumpenhäuschen am Filterbecken des ehemaligen Wasserwerkes auf der Elbinsel "Kaltehofe" in Rothenburgsort // Foto: Meerart

Es tut einem richtig in der Seele weh, wenn man sieht, wie die Natur sich diesen Flecken Erde zurück erobert. Grundsätzlich ist das immer eine feine Sache, aber diese kleinen historischen Gebäude sind so entzückend, dass es eine Schande ist, dass diese so zerfallen.

Alte Pumpenhäuschen am Filterbecken des ehemaligen Wasserwerkes auf der Elbinsel "Kaltehofe" in Rothenburgsort // Foto: Meerart

Um so schöner ist es zu sehen, dass seit 2011 ein kleiner Teil von der Stiftung Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe saniert worden ist. Die hat aus einem Teil des Geländes ein Industriedenkmal entstehen lassen. Zu ihm gehören die Villa, in der sich die ehemalige Außenstelle des hygienischen Instituts mit Labor- und Wohnräumen befand, und die Filtrationsanlage mit ihren wilhelminischen Schieberhäuschen und den ehemals 22 Filterbecken.

Haupt- und Verwaltungsgebäude des ehemaligen Wasserwerkes Kaltehofe

Altes wird nun mit Neuem kombiniert. So entstand direkt hinter der Villa auch der Neubau von Andreas Heller Architects & Designers, dessen Fassade wie fließendes Wasser wirken soll. Hm, mein Fall ist das nicht, aber Gott sei dank ist das alles Geschmackssache. 😉 Im Museum können die Besucher alles über die bewegende Geschichte der Wasserversorgung in Hamburg erfahren. Z. B. auch, dass der Großbrand von 1842 und die Cholera-Epidemie 1892 entscheidend für den Bau des Wasserwerks waren.

Und da so viele Informationen und Besichtigungen auch Hunger machen, kann man sich im Café Kaltehofe stärken. Im geschichtsträchtigen Ambiente der Villa werden ausgewählte Köstlichkeiten für den kleinen oder großen Hunger serviert.

Öffnungszeiten

März-Oktober
Dienstag – Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr
November-Februar
Dienstag – Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr

An den Feiertagen montags geöffnet.
Am 24., 25., 31.12. und am 01.01. geschlossen.

Eintrittspreise:

Erwachsene:  5,50 €
Ermäßigt (Studenten/Auszubildende/Menschen mit Behinderung): 3,80 €
Kinder (6-18 Jahre): 2,50 €
Familien (Eltern mit max. 3 Kindern): 12,50 €
Offene Museumsführungen: 2,50 €
Gruppen (ab 15 Personen): 4,80 €
Audio Guide: 3,50 €
Offene Museumsführungen: Samstags, sonntags und feiertags um 13:00 und 16:00 Uhr

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Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmittel:

S2, S21 Haltestelle Rothenburgsort, Fußweg ca. 2 km oder
S2, S21 Haltestelle Tiefstack, Buslinie 3, 120, 124, 130 Billhorner Deich, Fußweg ca. 1,5 km

Anfahrt mit dem Auto:

auf der B4 Richtung Rothenburgsort, Billwerder Bucht, Parkplatz Kaltehofe Hauptdeich (gebührenpflichtig). Bis 30 Minuten kostenlos, dann jede weiter halbe Stunde 0,50 Euro.

Kontakt Museum:

Kaltehofe Hauptdeich 6-7
20539 Hamburg
Tel: 040 / 7888 4999-0
E-Mail: info[at]wasserkunst-hamburg.de

Kontakt Café:

Tel: 040 / 7888 4999-2
E-Mail. gastro[at]wasserkunst-hamburg.de

Übrigens: Früher soll hier sogar mal eine Badeanstalt gewesen sein.

Und noch eine Insel: „Chillen auf der Halbinsel Entenwerder“

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4 Kommentare zu „Die Elbinsel Kaltehofe in Hamburg“

  1. Wahnsinnig interessant und wahnsinnig schön! Ich kann mir sogar gut die Damen in ihren Badekostümen von anno dazumal vorstellen! Aber ein Foto des Gebäudes, dass an fließendes Wasser erinnern soll, würde ich auch gerne noch sehen. Sonnige Grüße, Jutta

    1. Liebe Jutta,
      das freut mich, dass dir der Beitrag gefällt. Ich hatte gehofft, ich komme drum herum, da ich es wirklich nicht schön fand. Aber du hast ja recht, wenn ich es schon erwähne muss ich es auch zeigen. Das Bild ist nun ausgetauscht, und man kann hinter der Villa das neue Gebäude ganz gut erkennen.
      Liebe Grüße,
      Claudia

  2. Ah, vielen Dank! Nun sehe ich was du meinst. Aber auf dem Gebäude ist auch die Struktur zu erkennen. Interessant und auf jeden Fall ein starker Kontrast zum alten Gebäude. Sonnige Grüße, Jutta

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