Galloways als Landschaftspfleger

Galloway-Rinder auf der Elbinsel bei Geesthacht // Foto: MeerART

Es gibt ein Flecken Erde direkt von unserer Haustür, den wir ganz besonders lieben und wo wir im Laufe der Jahre schon etliche Stunden verbracht haben – die Elbinsel Geesthacht. Sie ist nicht nur Ruhepool und Ausflugsparadies, sondern auch aus Naturschutzgründen ein unheimlich wertvolles Gebiet. Was aber haben die Galloways damit zu tun?

Die Elbinsel Geesthacht entstand, als in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Schleuse und das Stauwehr gebaut wurden. Seitdem hatte das Eiland viele Jahre Zeit sich zu entwickeln. Wenn der Mensch nicht mehr auf die Natur einwirkt, entstehen wieder richtig grüne Oasen.

Weiderflächen für Galloway-Rinder auf der Elbinsel bei GeesWeiderflächen für Galloway-Rinder auf der Elbinsel bei Geesthacht // Foto: MeerARTthacht // Foto: MeerART

Anfangs breiten sich hohe Gräser und Sträucher aus, die vielen Tieren einen wichtigen Lebensraum bieten. Im Laufe der Zeit würde das Gebiet allerdings zu einer flächendeckenden Gebüschlandschaft werden und später auch zu Wald, was wiederum dazu führt, dass seltene Tier- und Pflanzenarten erneut verdrängt würden. Um dies zu verhindern, werden auf derartigen Naturschutzflächen gezielt vierbeinige Landschaftspfleger eingesetzt.

Welche Vierbeiner eignen sich als Landschaftspfleger?

Da man möglichst wenig in die Landschaft eingreifen möchte, kommen nur Tiere in Frage, die das ganze Jahr, mehr oder weniger ungestört, auf den Flächen leben können. In der Regel sind das sogenannte Robustrinder wie Highlandrinder oder Galloways. Oft kommen auch Koniks (Wildpferde) zum Einsatz. Mit einer derartigen Beweidung entstehen fließende Übergänge von niedrigwachsender Vegetation zu höherwachsenden Buschgruppen und Wald. In den Stiftungsländern von Schleswig-Holstein werden diese auch als „Wilde Weiden“ bezeichnet.

Galloway-Rinder auf der Elbinsel bei Geesthacht // Foto: MeerART

Eine kleine Oase

Die Flächen der Elbinsel sind wirklich kleine Oasen. Hier gibt es Trockenrasen, Flutmulden und Auwälder mit Wildrosen, Weiden und Eschen. Rundherum fließt die Elbe und gestaltet mit ihren Gezeiten ebenfalls das Landschaftsbild der Uferzonen. Eine Natur, die sich zu jeder Jahreszeit in einem neuen Gesicht zeigt und einfach wunderschön ist. Uns verschlägt es oft hier hin. Beim Spaziergang um die Elbinsel können wir für einen kurzen Moment abschalten und den Stadtlärm vergessen. Obwohl, das stimmt nur so halb, denn die Geräuschpegel vom Wehr, als auch vom umliegenden Straßenverkehr, werden je nach Windrichtung zu dir herübergetragen.

Galloway-Rinder auf der Elbinsel bei Geesthacht // Foto: MeerART

Und trotzdem kann man für einen Moment tief in die Natur eintauchen und die unterschiedlichsten Tiere beobachten. Sogar Rotwild haben wir hier schon gesehen. Wie die den Weg hierher geschafft haben, ist uns aufgrund der isolierten Lage ein wenig unerklärlich, aber wie man sieht nicht unmöglich.
Ich liebe solche Areale, sie vermitteln mir das Gefühl von einer heilen Welt. Mit ein Grund, warum wir hier schon aktiv gegen die Vermüllung gekämpft haben.

Wenn Vierbeiner die Landschaft schützen

Auf der Elbinsel hat man sich übrigens für die Galloways als natürliche Landschaftspfleger entschieden und die haben hier ein richtig fantastisches Gebiet zum Abgrasen. Im Sommer können sie teilweise bis an die Elbe grasen. Im Winter werden sie ein wenig landeinwärts getrieben, denn auch die Elbinsel ist öfters vom Hochwasser betroffen.

Was mich bei meinen Nachforschungen erschüttert hat, ist die Tatsache, dass dieses Gebiet Dioxinverseucht sein soll. Das soll sich in den vergangenen Jahrzehnten angeblich nach Hochwassern abgelagert haben. Wegen dieser Schadstoffbelastung darf man die Leber von den Galloway-Rindern auch nicht verzehren. Hm… mir persönlich stellt sich jetzt allerdings die Frage, wie es sich mit dem Baden in der Elbe verhält, aber das wäre jetzt ein anderes Thema.

Weiderflächen für Galloway-Rinder auf der Elbinsel bei Geesthacht // Foto: MeerART

Wann immer wir Zeit haben herzukommen, gucken wir auch automatisch wo sich die Galloways aufhalten. Ich mag diese robusten Rinderrassen und bin auch immer geneigt sie anzuquatschen. Das ist allerdings eher ein einseitiges Vergnügen, denn die Galloways gucken zwar interessiert, aber doch eher gelangweilt zurück. Die Weideflächen dienen Wildtieren, insbesondere auch Rastvögeln und Bodenbrütern, als natürlicher und störungsfreier Lebensraum, daher sollte man diese auf gar keinen Fall betreten. Auch nicht, wenn es noch so verlockend aussieht.

Teile der Elbinsel in Geesthacht nach einem Brand 2015 // Foto: MeerART

Im April 2015 musste die Elbinsel einen Rückschlag hinnehmen. Ein paar Idioten, die ihren Einweggrill mit an den Elbstrand genommen hatten, hatten mit ihrer Kohle einen großflächigen Brand ausgelöst. Da dieses Gebiet nur sehr schwer zugänglich ist, erst recht für Löschwagen der Feuerwehr, wurde ein Großteil dieser Oase vom Feuer zerstört.

Teile der Elbinsel in Geesthacht nach einem Brand 2015 // Foto: MeerART

Doch die Natur ist einfach unglaublich. Es dauerte nicht lange und aus der Asche erblickte frisches Grün das Licht der Welt. Diese beiden Aufnahmen wurden nur wenige Wochen nach dem Brand aufgenommen. Heute, fast zwei Jahre später, ist kaum noch etwas davon zu sehen.

Übrigens: Die Elbinsel ist ein sogenannten FFH-Gebiet. Natura 2000 ist die offizielle Bezeichnung für ein Netz von Schutzgebieten, das innerhalb der Europäischen Union nach den Maßgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie errichtet wird. Sein Zweck ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume.

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6 Kommentare zu „Galloways als Landschaftspfleger“

  1. Moin Claudia Dankeschön für den wieder einmal tollen Bericht und Dir lieber Ralph für die tollen Fotos. Ja die Galloways sind irgendwie menschlich ich empfinde sie jedenfalls so. Schinesischen das es noch solche schönen Fleckchen Erde gibt und Ihr Beiden uns das so toll nahe bringt.Danke

    1. Moin Gerti,

      wie schön, dass dir der Beitrag gefallen hat. Tiere sind einfach toll, auch wenn es Nutztiere sind. Für mich haben alle eine Seele. Derartige Schutzprojekte finden wir einfach klasse, daher werden wir in Zukunft noch öfters welche vorstellen.

      Herzliche Grüße,
      Claudia

  2. Liebe Claudia,

    der Beitrag war einfach wunderschön, zumal ich gerade vor ein paar Tagen ein solches Schutzgebiet kennen gelernt habe – die Binnendünen Nordoe bei Itzehoe, bis vor einigen Jahren noch ein Militärübungsgelände, das jetzt nach und nach renaturiert wird.
    Die Wildpferde haben wir zwar nicht gesehen, aber von den so friedlichen Galloways und Hochlandrindern war ich begeistert.
    Beim nächsten Rundgang nehme ich mir eine längere Tour vor, um auch die Koniks mal zu sehen. Aber Mittwoch war’s mir einfach zu kalt.

    Von der Elbinsel Geesthacht hatte ich noch nicht gehört. Die würde ich auch gern noch kennen lernen.

    Euch beiden ein schönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Karin

    1. Moin liebe Karin,

      Dankeschön. Ja, das habe ich auf Facebook gelesen. Immer wieder spannend, was die Natur aus solchen Gebieten macht, wenn man sie nur lässt. So ein ähnliches Gebiet wie du es beschreibst gibt es noch ganz oben im Norden, ich glaube es nennt sich „Stiftungsland Schäferhaus“. Das möchte ich auch noch gern erkunden. Ein weiters sehr schönes ist die Geltinger Birk, aber dort laufen die Tiere nicht komplett frei. Irgendwo gibt es immer einen Zaun, aber immerhin ist die Fläche riesig groß. 😉

      Einen Teil der Elbinsel dürftest du schon kennengelernt haben, als du die Fischtreppe besucht hast. Die gehört ebenfalls zur Elbinsel Geesthacht.

      Danke, dir auch noch ein schönes Restwochenende.

      Liebe Grüße,
      Claudia

  3. Moin Ihr Lieben,
    vielen Dank! Ein sehr interessanter Beitrag und so stimmungsvolle Bilder. Dass Rinder auch als „Landschaftspfleger“ eingesetzt werden, war mir nicht bewusst, sehe ich hier doch immer nur die Schafe, die fleißig die Rheinwiesen pflegen…
    Aber wenn das Gebiet Dioxinverseucht ist, ist es dann nicht eigentlich ein Unding, die zotteligen Rinder einzusetzen?
    Jetzt schaue ich mir aber gleich noch einmal in einer Großaufnahme die Elbe an… dass es so viele Elbinseln gibt, wusste ich nicht. Wunderschön.
    Liebe Grüße in den Norden
    Martina

    1. Moin du Liebe,

      Dankeschön.
      Doch, gerade derartige Robust-Rinder und Wildpferde werden gern in solchen Gebieten gehalten, da sie so wundervoll unempfindlich sind. Zudem haben wie so etwas uriges, wildes. Ich mag das sehr.
      Ich war auch total geschockt, als ich das von dem Dioxin gelesen habe. Mir stellt sich nicht nur die Frage wegen der Rinder, sondern auch die Frage wie es mit dem Verzehr von Fisch aus der Elbe aussieht, ganz zu Schweigen vom Baden. Das passt für mich nicht so recht zusammen.

      Oh ja, es gibt viele Elbinseln und die sind wunderschön.

      Liebe Grüße,
      Claudia

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