Eine Elbinsel droht zu ersticken

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Es ist Sonntag und schon wieder so ein traumhafter Novembertag. Logisch, dass es einen nicht in der Wohnung hält, sondern man raus an die Luft will. Hier in Geesthacht haben wir eine tolle Elbinsel, die man nur zu Fuß beschreiten kann. Autos sind nicht erlaubt. Ein perfekter Ort für einen ausgiebigen Spaziergang. Doch heute fiel die Stimmung leider auf einen Tiefpunkt.

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Ich kann gar nicht sagen wie oft wir diese Insel schon zu Fuß erkundet, oder im Sommer am Wehr am Strand in der Sonne gelegen haben. Mutige (wir auch) gehen sogar in der Elbe baden. Es gibt tolle Wege, die auch von Hundebesitzern regelmäßig frequentiert werden. Kurzum, ein Ort voller Ruhe und Entspannung in einer abwechslungsreichen Natur.

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Die Elbinsel entstand 1959 durch den Bau des Schleusenkanals. Umgeben von der Elbe und dem Kanal wurde der Große Werder zur Insel. Der östliche Teil wurde ausgekiest, so entstanden mehrere Gewässer für den Naturschutz. Der westliche Teil, mit sandigen Uferbereichen, Röhricht, Hochstaudenfluren und Weidengebüsch wurde überwiegend als Acker- und Grünland genutzt. Die westliche Spitze ist von Flutrinnen durchzogen und durch einen kleinen Schwarzpappelbestand geprägt. Aber das nur zur Info, viel wichtiger ist, dass wir hier eine ganz tolle Landschaft haben.

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Die Gezeiten der Nordsee sind bis hierhin spürbar und somit liegt ein Großteil des Strandes am Wehr nicht immer frei zugänglich. Heute jedoch war es möglich und wir freuen uns riesig auf die Tour. Wir nehmen immer die große Runde, ein abwechslungsreicher Rundgang von Wiesen, Strand und kleinem Waldabschnitt. Der Spaziergang dauert in der Regel gut eineinhalb Stunden, mit gucken und trödeln auch gern mal zwei. 🙂

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Die Luft ist so klar und die Sonne blinzelt dir ins Gesicht, das Rauschen vom Wasser am Wehr übertönt die Autos auf der Brücke und je weiter du dich entfernst wartet Stille. Eigentlich ein herrlicher Tag zum Genießen.

Müll auf der Elbinsel

Dieser Abschnitt ist auch ein beliebter Treffpunkt für Angler, die wirklich zu jeder Jahreszeit hier sind. Meine Meinung zu ihnen ist mittlerweile aber ganz schön gespalten, denn es ärgert mich maßlos, dass sie ihr ganzes Gerödel überall mit hinschleppen können, aber ihren Müll nicht wieder mitnehmen. Es gibt ganz bestimmt Ausnahmen, aber ehrlich, einem Großteil scheint es völlig egal zu sein.

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Für Badegäste ist es ja schon Einschränkung genug, dass diese sich oft beim Baden in der Elbe mit den Füßen in verloren gegangen Angelhaken wieder finden, aber damit nicht genug. Überall sind riesige Knäule von Angelschnüren, die sich um Büsche und Äste und ich weiß nicht was gewickelt haben. Es sieht schon aus wie Lametta am Christbaum. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, für wie viele Tiere das zur Todesfalle wird.

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Dazu kommen dann noch die Köderboxen aus Styropor, für die sich auch keiner zuständig fühlt. Nach zehn Stück habe ich aufgehört zu zählen. Ist das noch zu fassen?! Mag sein, dass wir etwas pedantisch sind, aber wenn ich keine fünf Schritte mehr gehen kann ohne an einem neuen Plastikfetzen stehen zu bleiben, finde ich es eher bedrohlich. Nicht für uns – für die Natur.

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Ganz bewusst zeigen wir hier nicht die schönen Seiten der Elbinsel, sondern Spuren, die der Mensch hier hinterlassen hat. Egal ob direkt oder indirekt. Vieles wird mit Sicherheit auch von der Strömung der Elbe angespült, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier immer noch über ein Territorium sprechen, welches mit dem Auto nicht zugänglich ist. Und wie bitte kommt dann die Mülltonne für Grünabfälle hier her?

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Dort, wo wir sie gefunden haben, kann sie jedenfalls nicht angespült worden sein, zumal ich glaube, dass sie dann eher untergegangen wäre. Nein, es muss sich jemand die Mühe gemacht haben diese hier hin zu schleppen – Kilometerweit. Was soll der Scheiß?

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Plastikflaschen, Pfandflaschen, Grills, Plastiktüten, Plastiksäcke, Reifen, Sofateile, Plastikeimer, Picknick-Hinterlassenschaften und und und. Ich bin so geschockt, dass ich mich auf den eigentlichen Spaziergang gar nicht mehr konzentrieren kann. Wut und Trauer machen sich breit.

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Ungefähr 69 Hektar Landschaft voll mit Müll, man könnte sagen eine Insel erstickt. Übertreibe ich? Sicher nicht! Dazwischen grasen übrigens noch Kühe. Wie die wohl zu all der Vermüllung stehen?

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Wir können da nicht einfach weg sehen. Ich mache mir zwar schon oft Gedanken ob wir zu viel in unserem Blog zu dem Thema Plastikmüll bringen, aber wenn ich so etwas sehe wie heute, kann man das gar nicht oft genug sagen. Viele machen es sich mittlerweile auch schon bewusst und das ist großartig. Diesen Leuten danken wir ganz herzlich. Alle anderen wacht bitte auf. Unsere Wegwerfmentalität kann so nicht weiter gehen.

Viel Müll in der Natur auf der Elbinsel in Geesthacht // Foto: MeerART

Über uns ziehen mehrere Schwärme Kraniche hinweg. Ein Anblick, der mich eigentlich erfreut und immer auch ein wenig mit Wehmut erfüllt. Für einen Moment lenken sie ab und rücken unser Bild wieder auf die eigentliche Schönheit dieser Landschaft. Eine Schande, dass die Spezies Mensch dies nicht erkennt.

Aufgeben kommt aber nicht in Frage. Wir kämpfen weiter!

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4 Kommentare zu „Eine Elbinsel droht zu ersticken“

  1. hach … früher, da wurde regelmässig einmal im jahr mit dem kindergarten bzw. der schule müll gesammelt – weiß jetzt nicht, ob das noch stattfindet – wäre aber im zweifel doch mal ne idee, wenn dann dort zu sammeln. ich weiß noch, wie wir rund um das freizeitbad den weg abgesammelt haben bzw. auch zur anderen seite der halbinsel dort … da kam echt was zusammen … erschreckend schon damals …

    1. Moin Bini, danke für deine Zeilen. Ich weiß leider auch nicht ob derartige Aktionen noch stattfinden, aber das was da liegt nimmt echt schlimme Dimensionen an. Wir gucken mal, wir haben diesen Beitrag mehreren geschickt und evtl. können wir auch eine Sammelaktion starten. Wäre jedenfalls toll. Die Natur hat es wirklich nicht verdient so verschandelt zu werden.
      Sonnige Grüße
      Claudia

  2. Ich stimme mit Euch überein. Es ist eine Schande, wie Abfall, auch giftiger, überall hingeworfen oder in die Luft auf die Reise geschickt wird. Ein alltägliches Beispiel: Bei jeder Gelegenheit – auch Schulen machen dabei mit – werden sehr viele Luftballons gen Himmel geschickt und die Menschen denken leider nicht darüber nach, welche Folgen diese Umweltverschmutzung durch Luftballons für Tiere hat. Viele Menschen spucken auch einfach ihr Kaugummi aus und Raucher entsorgen ebenfalls ihren Kippen-Sondermüll, wo sie gerade stehen. Vor vielen Jahren sah ich ein Foto von einem ölverschmierten Vogel am Strand; der Text darunter: „Wäre die Natur ein Wohnzimmer, keine Sau würde sich darin wohlfühlen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
    Mit umweltfreundlichen Grüßen
    Birgit Kübler

    1. Moin liebe Birgit,

      danke für deinen Kommentar zu diesem traurigen Thema.
      Es muss wohl noch eine ganze Menge Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit sich dieses Thema in das Bewusstsein der Menschen verankert. Wir haben nur diese eine Welt und die ist schon mächtig bedroht.

      Was das Wohnzimmer angeht, da bin ich ganz deiner Meinung.

      Liebe Grüße,
      Claudia

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