Abendspaziergang in Klein Westerland
Heute möchten wir euch mal wieder an die Flensburger Förde entführen, und zwar nach Sonwik. Eine Sonnenbucht, die auch als Klein Westerland bekannt ist.
Eigentlich dachten wir, wir hätten schon jeden Winkel an der Flensburger Förde abgelaufen, aber das war ein Irrtum, wie wir neulich feststellen durften. Bei einer Reportage, die von der Flensburger Förde handelt, tauchte plötzlich der Name Sonwik auf, mit einem Hafen, den wir so noch nicht auf dem Zettel hatten.
Rasch fragte ich meine Freundin Jeanette, die seit zwei Jahren in Flensburg lebt, ob sie diesen Stadtteil kennt und ob es sich lohnt dorthin einen Ausflug zu unternehmen. Sie bejahte das und meinte, dass der Weg vom Ostufer in Richtung Sonwik – seit Corona – zu ihrer allabendlichen Spazierrunde gehört. Allerdings wäre Sonwik selber recht klein, von daher beschlossen wir den Besuch gleich mit einem gemeinsamen Spaziergang am Abend vom Flensburger Ostufer aus zu verbinden.
Zwei Welten prallen aufeinander
Getroffen haben wir uns an dem Parkplatz hinter dem Ostufer und sind von dort aus in Richtung Sonwik gestartet. Ein ziemlich komisches Gefühl sich nach Wochen bzw. Monaten der „Corona“-Abstinenz plötzlich wieder in einer größeren Stadt zu bewegen. So viele Menschen um uns herum waren wir überhaupt nicht mehr gewohnt. Eigentlich sah auch alles aus wie immer. Von Abstandsregelungen oder Kontaktsperre war hier nicht wirklich viel zu sehen.
Das milde und trockene Wetter nutzten viele für eine Fahrradtour, zum Spazierengehen oder Inliner laufen. Die Uferpromenade war gesäumt von vielen jungen Leuten, die sich in kleinen Gruppen zusammengefunden hatten, um bei Musik zu chillen, was zur Folge hatte, dass wir alle paar Meter eine neue Musikrichtung im Ohr hatten. Das mag vielleicht ein wenig merkwürdig klingen, aber das pulsierende Leben fühlte sich nach Wochen der Zwangsisolation schon ein wenig befremdlich an.
Genau wie es neu für uns war, dass wir nun diesmal von Jeanette geführt wurden und nicht umgekehrt. Sie erzählte uns auch von ihren Ideen und Gedanken, die sie bei ihren Spaziergängen am Ostufer hatte. Dieser Teil vom Flensburger Hafen liegt schon länger brach und wartet quasi darauf aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Jeanettes naturverbundene Ideen klangen sehr verheißungsvoll, dürften dem einen oder anderen Stadtentwickler dann doch sicherlich zu „grün“ ambitioniert sein.
Schade eigentlich, die grünen Inseln, die sie im Kopf hat, würden der Stadt Flensburg sicher gut zu Gesicht stehen. Auf alle Fälle würde es zur Umgebung passen und damit auch zum geschützten Sonwiker Fördewald, der möglicherweise noch ein Überrest des Mürwiker Parks – ein Vorläufer des Volksparks – ist.
Die Sonnenbucht Sonwik
Allmählich tauchte am Horizont die Skyline von Sonwik auf. Der Name leitet sich übrigens aus dem Nordfriesischen Son für Sonne und Wik für Bucht ab, und bedeutet also Sonnenbucht. Das muss wohl noch aus den 1870 Jahren stammen, als Flensburger Teile des heutigen südlichen Gebietes von Sonwik als Badestrand zu nutzten. Während man damals bereits auf der anderen Fördeseite in „Soltüde“ Eintritt verlangte, war der Strand hier kostenlos nutzbar.
Zudem war er auch noch näher an der Flensburger Innenstadt. Nicht nur der Name der Sonnenbucht stammte aus dem Nordfriesischen, sondern man schien sich wohl generell an der Westküste zu orientieren. Zumindest bekam das besagte Gebiet den Spitznamen „Klein Westerland“ und war damit eine Analogie zum Westerland auf Sylt. Der öffentliche Badestrand bestand bis in die 1930er Jahre. Danach übernahm die Marine das Zepter und bebaute die Strandfläche.
Die Entstehung des heutigen Sonwiks
Inzwischen hat sich das Gesicht von Sonwik wieder gewandelt. 2002 begannen vier private Investoren damit, die denkmalgeschützten Marinegebäude zu renovieren. Die ersten Einheiten wurden bereits im Sommer 2003 bezogen. Auch das Kapitänshaus und das Kasinogebäude wurden mittlerweile umgebaut und werden als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.
Schon von weitem sichtbar sind die beiden zusätzlich neu gebauten 40 Meter hohen und L-förmigen Gebäude mit den Namen Luv und Lee. Im Nordturm befindet sich ein Restaurant. Zu den langjährigen aktiven Unternehmungen des Sonwiker Hafens gehört auch ein Sea-Help-Pannendienst für Schiffe.
Was mich ein wenig an Port Olpenitz erinnert, sind die neuen Wasserhäuser, die allesamt einen 360°-Rundumblick haben. Als wir davor standen, gingen die Meinungen deutlich auseinander. Während Jeanette meinte, dass ihr das auf die Dauer wohl zu viel Licht wäre, fand ich das eigentlich nicht so schlecht. Mal abgesehen davon, dass das bedeutete kaum Stellfläche zu haben. Was für Ralph und mich allerdings gar nicht ging, war die dichte Bebauung und die Tatsache, dass dir jeder auf den Bauchnabel gucken kann. Auch wenn dort wieder mal nur Eigner bzw. Mieter Zutritt haben, wäre uns das einfach zu unpersönlich.
Schmunzel, da waren wir dann auch gleich wieder bei einem anderen deutsch-dänischen Thema. Selbst wir finden das schon immer grotesk, dass in vielen Teilen Deutschlands und ganz besonders an der Ostküste, stets und ständig alles mit „Betreten verboten“-Schildern zugepflastert ist. Jeanette als Dänin hat dafür so gar keine Worte. Und ja, ich muss ihr recht geben, denn dass in Dänemark beinahe alles fast frei zugänglich ist, schätzen auch wir sehr.
Nachdem wir alles bestaunt hatten, gingen wir gemütlich zurück zu unserem Ausgangspunkt. Falls jemand diesen Spaziergang nachgehen möchte, wir sind für diesen Turn ungefähr 13 Kilometer gelaufen.
2 Kommentare zu „Einmal Sonwik und zurück bitte“
Moin Claudia,
ich lese immer wieder gern eure ausführlichen Reiseberichte von der Nord-und Ostsee.
Auch uns hat es letztes Jahr hier hoch gezogen…
Für meinen Mann zurück in die Heimat;
Für mich ein Neuanfang.
Aber Flensburg und Dänemark sind schon seit langem meine Wohlfühlorte… nun kann ich beides täglich genießen. Was für ein Glück!!!
Zu Deinem Bericht über Sonwik muss ich dich leider
korrigieren…
Das Restaurant *Lee *befindet sich schon seit längerem nicht mehr im Nordturm, sondern das Spanisch/Portugisische * La Vela*!!!
Nur das andere treue Leser das *Lee* nicht vergeblich suchen….
Liebe Grüße aus Flensburg
Anny.
Moin liebe Anja,
vielen Dank für deine Zeilen. Das freut mich sehr.
Schön, dass es dir bei uns im Norden auch so gut gefällt. So ein Neuanfang ist nicht für jeden immer ganz leicht.
Oh, vielen Dank für den Hinweis. Das werde ich doch gleich abändern. 😉
Liebe Grüße von der sonnigen Westküste,
Claudia