Ein Jahr voller Gegensätze

Die ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerART

Ihr Lieben, seit Tagen nun möchte ich mich nun schon bei euch zurückmelden, möchte mich bedanken für den Zuspruch und die viele Hilfe. Doch mein Kopf ist immer noch nicht ganz klar, und mir fehlen einfach die richtigen Worte. Außer schlichtweg – Danke.

Ich bin selten sprachlos, aber für all das, was in den letzten Tagen und Wochen passiert ist, fehlen mir einfach die richtigen Worte. Immerzu fange ich an ein paar Zeilen zu schreiben, um sie dann wieder beiseite zu legen. Wie soll man auch die richtigen Worte finden, wenn das Leben Achterbahn mit dir fährt? Du innerhalb kürzester Zeit alle Gefühle, die ein Mensch vorbringen kann, im Schnelldurchlauf erlebst. Eine Achterbahn aus Wut, Trauer, Angst, aber auch Zuversicht, Liebe und Dankbarkeit.

Die ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerART

Ein Jahr, das es in sich hat

Dieses Jahr ist wirklich ein krasses Jahr. Erst der Schock mit Corona. Eine Zeit, die für sich schon nicht ganz leicht ist und wir sie dennoch bisher ganz gut gemeistert haben. Trotzdem dürfen wir aus heutiger Sicht nicht vergessen, dass diese Zeit sehr viel Stresspotential in sich hatte und wir beide – jeder für sich – unseren ganz eigenen Weg suchen mussten, um mit der Situation umzugehen. Und so schwer wie das teilweise auch war, sind wir ein Stück dankbar. Ganz besonders für die Zeit, die wir geschenkt bekommen haben, um uns Gedanken darüber zu machen, wie es beruflich und privat in nächster Zeit weiter geht und auch was wir noch von unserem Leben erwarten.

Die ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerART

Darüber hinaus war es einfach großartig mitzuerleben, wie sich die Natur in dieser Zeit entwickelt hatte. Die Sonne schien beinahe jeden Tag. Tiere und Pflanzen sich ihr Territorium zurückerobert haben. Und vor allem, dass der von Menschen gemachte Lärm und Dreck einfach so viel weniger wurde. Für einen gewissen Zeitraum die Luft so viel reiner und die Flüsse so viel klarer wurden. Diese besondere Stille, die in der Atmosphäre mitschwang, hatte bisweilen auch etwas Magisches.

Die ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerART

Insofern hatten wir auch mehr oder weniger Frieden mit Corona geschlossen, denn wir haben versucht uns nur noch auf das Positive zu konzentrieren. Um so krasser ist es, dass wir nun auf andere Art so gebeutelt werden.

Wenn das Leben plötzlich still steht

Ich werde nie die Nacht vergessen, als ich Ralph in die Notaufnahme gebracht habe und schon gar nicht das darauf folgende Wochenende. Als wir die Diagnose bekamen, dass Ralph beidseitig eine schwere Lungenembolie und dazu noch einen Infarkt der Lunge, das war schon hart. Aber als er sich dann zwei Tage später im Krankenhaus auch noch eine schwere Lungenentzündung zugezogen hatte, war das ein Kampf um Leben und Tod. Diese bangen Stunden und Tage waren der Alptraum schlechthin. Nicht wissend, ob unser gemeinsames Leben an dieser Stelle nun endet oder nicht. Der blanke Horror in jeder Lebenslange.

Die ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerARTDie ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerART

Und zu alledem holte uns das Monster Corona dann wieder ein, denn die Auflagen, die vom Krankenhaus vorgegeben waren, sind in einer solchen krassen Situation nur schwer zu ertragen gewesen. Auf einen Teil davon bin ich im vergangenen Beitrag schon eingegangen und ob alle davon sinnvoll sind oder waren, dazu möchte ich mich lieber nicht äußern. Vielmehr habe ich damit zu tun, das alles zu verdauen, denn auch das geht nicht spurlos an einem vorüber. Wenn ich mir angucke wie sehr ich/wir in dieser Zeit gelitten haben, dann mag ich mir überhaupt nicht ausmalen, wie sich die Menschen gefühlt haben, die zu Anfangszeiten von Corona ihre lieben Mitmenschen gar nicht sehen durften.

Die ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerART

Einige von euch haben mir aufgrund meines Beitrages ihr Schicksal geschrieben und ich muss sagen, dass ich das eine oder andere Mal echt fassungslos war. Was die Seelen der Menschen in solchen Zeiten ertragen müssen, ist schier unglaublich und nicht in Worte zu fassen. Von daher kann ich auch hier wieder nur sagen, so schwer wie das alles war und zum Teil auch noch ist, denn wir sind noch lange nicht durch mit dem Thema, bin ich dankbar, dass wir uns wenigstens ein bisschen sehen konnten. Genau wie ich aus tiefstem Herzen dankbar bin, dass wir überhaupt eine zweite Chance bekommen haben. Egal wie steinig der Weg auch noch sein wird, wir dürfen ihn gemeinsam gehen. Momentan warten wir noch auf die Genehmigung der Reha. Und dann wird sich zeigen, wie lang der Weg noch sein wird.

Die ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerART

Diese Dankbarkeit legt sich momentan über jeden noch vorhandenen Schatten und lässt mich weiter stark sein. Obwohl mich immer wieder mal Zeiten einholen, in denen ich mich einfach nur müde, saft- und kraftlos fühle.

Ein dickes Dankeschön an euch

Und jetzt habe ich doch so viel geschrieben, was mir auf der Seele liegt, dabei wollte ich doch einfach nur danke sagen. Danke für die viele Unterstützung und Hilfe ganz gleich auf welche Art. Ob es liebe Nachrichten waren oder die vielen Hilfsangebote, sie alle haben uns erreicht und gestärkt. Genau wie wir dankbar über jeden einzelnen Gutschein sind, der in den letzten zwei Tagen von euch erworben wurde. Das ist uns eine mega Hilfe in dieser schweren Zeit. So viel Zuspruch zu bekommen hat sich einfach gut angefühlt. Uns ist ganz warm ums Herz geworden. Danke dafür.

Die ersten Lämmer erkunden ihr Revier in Nordfriesland an der Westküste // Foto: MeerART

Das Jahr 2020 wird für uns beide definitiv in die Geschichte eingehen. So ein krasses Jahr voller Gegensätze haben wir schon lange nicht mehr erlebt und dabei ist jetzt gerade mal erst die Hälfte vorbei. Was für Überraschungen warten wohl noch in der zweiten Jahreshälfte auf uns?

Eins ist auf alle Fälle schon jetzt klar, wir werden noch mehr Zeit mit einander verbringen und noch bewusster Leben.

Da wir in den letzten Wochen und Monaten, und auch jetzt zum Aufbau der Lunge, so viele Spaziergänge wie nie zuvor am Deich gemacht haben und dort die Schafe und Lämmer stets unsere Begleiter waren, sind sie für mich Sinnbild dieser prägenden Zeit und damit perfekte Begleiter für diesen Beitrag.

Meer, Wohnen & Genießen

Verliebt in den Norden - weil der Norden glücklich macht.

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6 Kommentare zu „Ein Jahr voller Gegensätze“

  1. Danke für deine offenen Worte!
    Dass du dich zwischendurch müde, saft- und kraftlos fühlst, ist völlig normal und verständlich und genau das darfst du auch sein. Erlaube dir diese schwachen Momente und tu dann etwas für dich! Du hast so heftige emotionale Achterbahnfahrten hinter dir und warst so stark für euch beide und bist es weiterhin- vergiss dich nicht dabei. Deine Seele braucht gerade in dieser Situation ganz viele Streicheleinheiten.
    Ich wünsche euch einen guten weiteren Weg für eine vollständige und möglichst schnelle Genesung und schicke euch eine Riesenportion Kraft und Geduld

    1. Moin liebe Jutta,

      vermutlich ist es das. Ich erlaube es mir tatsächlich auch, denn ich weiß, es kommen noch ein paar anstrengende Wochen auf uns zu. Aber, wir dürfen sie gemeinsam gehen und das ist das einzige was für mich zählt.
      Liebe Jutta, ich danke dir sehr für deine mitfühlenden Worte. Auch wenn man gerade nicht jedem einzelnen Gerecht werde kann tut es so gut Beistand zu erfahren.

      Herzliche Grüße,
      Claudia

  2. Liebe Claudia,
    wir sind uns noch nie persönlich begegnet und ich bin eigentlich durch Zufall auf Eure Homepage gekommen, weil ich alles Liebe, was mit dem Meer zu tun hat. Deine Erfahrungen haben mich tief berührt, weil ich auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht habe und weiß, wie es sich anfühlt keinen festen Boden mehr unter den Füßen zu spüren und frühere Gewißheiten auf einmal wegbrechen. Normalerweise verbringe ich mit meinem Freund mehrmals im Jahr Zeit in Ostfriesland, um am Meer Kraft zu tanken. Seit Anfang des Jahres bin ich selbst erkrankt und ein Urlaub war nicht möglich. Dein Mann hat großes Glück eine so tapfere und starke Frau wie Dich an seiner Seite zu haben. Höre nicht auf zu kämpfen, auch wenn der Weg steinig sein wird und versuche Deine Zuversicht zu behalten. Mir hilft es immer nur an den jeweiligen Tag zu denken und das Beste aus diesem Tag herauszuholen. Ich wünsche Dir ganz viel Mut und Kraft und das sich alles wieder zum Guten wenden wird.
    Liebe Grüße aus Duisburg.
    Dagmar

    1. Liebe Dagmar,

      vielen Dank für deine lieben und offenen Zeilen. Das ist schon krass, was jeder einzelne für uns im Leben für Schicksalsschläge zu verkraften hat. Uns war das Meer bisher immer ein starker Begleiter und das wird es wohl auch in Zukunft sein. An keinem anderen Ort können wir so viel Kraft tanken wie hier.
      Was auch immer dich für eine Krankheit ereilt hat, ich wünsche dir ganz viel Kraft, Glück und Zuversicht. Auf dass du das Meer bald wieder sehen und dort Kraft tanken kannst.

      Herzliche Grüße,
      Claudia

  3. Moin an dich und einen Sonnenstrahl für dich an diesem besonderen Tag. Bin zufällig auf deine Seite getroffen. Deine Worte berühren sehr.
    Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit, eine Hand die dich hält und viele gute Begegnungen.
    Dir ist es schon gelungen auch in schweren Zeiten besondere Tage zu erkennen und bewusst wahrzunehmen. Welch ein Schatz!
    Ich schicke dir ein kleines Stück vom Regenbogen, der bringt dir gute Überraschungen.
    Du wirst aus dieser Zeit viel stärker heraus gehen, als du dir jetzt vorstellen kannst.
    Es gibt immer eine Zeit danach.
    Alles Gute von ina

    1. Moin liebe Ina,

      vielen lieben Dank für deine aufmunternden Zeilen.
      Jede Menge Kraft können wir (ich) gerade gebrauchen. 😉 Aber ich denke auch, es wird so sein wie du schreibst. Am Ende macht es uns nur stärker. Auf alle Fälle werden wir noch bewusster leben als jetzt schon, damit so etwas nicht wieder passiert.

      Liebe Grüße,
      Claudia

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