Die Kieler Woche und ihre Entstehung

Traditionssegler in einem Hafenbecken in Kiel // Foto: MeerART

Die Kieler Woche ist wieder in aller Munde und jedem bestens bekannt. Wie sie entstand jedoch weniger. Ein freundschaftliches Kräftemessen im Sommer 1881 war Auslöser für dieses Großereignis. Während in Kiel selber kaum einer Notiz von der kleinen Freundschaftsregatta auf der Förde nahm, sollen zwei Hamburger Segler genau hingeschaut haben.

Der Vorsitzende des Norddeutschen Regatta-Vereins und sein Schwager starteten, zusammen mit den Kieler Seglern, am 23. Juni 1882 zu einer Großveranstaltung. An der ersten Regatta nahmen bereits 20 Yachten teil. Aufgrund des großen Erfolges wurde die Regatta auch im folgenden Jahr wiederholt. Bereits zwei Jahre später fanden die Segelwettfahrten über eine ganze Woche verteilt statt. Es dauerte nicht lange und Teilnehmer aus aller Welt reisten an.

Kaiserlich ging es im Jahr 1889 zu, als zum ersten Mal Kaiser Wilhelm II. die Kieler Wettfahrten besuchte. Als Kommodore im Kaiserlichen Yacht Club Kiel, förderte er den Segelsport ebenso wie sein Bruder Heinrich von Preußen und wurde regelmäßiger Gast dieser Veranstaltung. Der Begriff „Kieler Woche“ soll zum ersten Mal durch einen Zeitungsbericht im Jahr 1894 aufgekommen sein.

Im Rahmen der Kieler Woche wurde 1895 auch der Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal) feierlich eröffnet. Als während der Kieler Woche die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo umging, wurde die Wettfahrt am 28. Juni abgebrochen.

Schiffe vor der Schleuse in Kiel-Holtenau // Foto: MeerART

1905 fanden im Rahmen der Kieler Woche die ersten Rennen für Motorboote statt. Während des folgenden Ersten Weltkriegs (1915–1919) wurde keine Kieler Woche mehr veranstaltet. Doch nach Kriegsende (1920) waren bereits wieder 60 Yachten zur ersten Kieler Woche gemeldet und es dauerte nicht lange, da stand die Stadt wieder im internationalen Fokus.
Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, erfolgte ein inhaltlicher Wandel der Kieler Woche. So kamen hunderte Segel- und Kriegsschiffsboote. An den Häuserwänden hingen Hakenkreuzflaggen und ein großes „Kraft durch Freude“-Feuerwerk wurde veranstaltet. Feierliche Regatta-Essen und Bälle beschwörten die alten wilhelminischen Zeiten wieder herauf.

1936 wurde Kiel zum ersten Mal Austragungsort der Olympischen Segelwettbewerbe. Drei Jahre danach, als sich 1939 der Zweite Weltkrieg abzeichnete, erfolgte ein neuer Tiefpunkt. Ausländer verzichteten gänzlich auf eine Teilnahme. In den Kriegsjahren (1940 bis 1944) fand die Kieler Woche abermals nicht statt.

Britische Besatzer waren es, die 1945 die erste „Kiel Week“, allerdings ohne deutsche Beteiligung, organisierten und auch im darauffolgenden Jahr wiederholten. Eine neue Festwoche, die von der Kieler Stadtvertretung organisiert und im September 1947 unter dem Namen Kiel im Aufbau gefeiert wurde, sollte in erster Linie der Kieler Bevölkerung nach den schweren Kriegsjahren neuen Lebensmut geben. Es gab zahlreiche Ausstellungen, Vorträge und Kundgebungen, die von den Aufbauarbeiten und Fortschritten berichteten und Hoffnung für die Zukunft der Stadt gaben. 1949 fand dann erstmals wieder eine gemeinsame Kieler Woche statt, die ein Miteinander von Segelveranstaltung – wie bei der „Kiel Week“ – Kulturprogramm, Jugend- und Volksfest sein sollte.

1950 eröffnete mit Theodor Heuss zum ersten Mal ein Bundespräsident die Kieler Woche. Seither gaben sich Bundespräsidenten und -kanzler nur zu gern die Schiffsglocke in die Hand. 1994 wurde die 100. Kieler Woche veranstaltet (da in den jeweiligen Kriegsjahren keine Kieler Wochen stattfanden). Mittelpunkt der Kieler Woche 1995 war das 100-jährige Bestehen des Nord-Ostsee-Kanals. 2007 feierte die Kieler Woche bereits  ihr 125-jähriges Bestehen.

Heute kämpfen vor dem Olympiazentrum in Schilksee mehr als 5.000 Aktive auf der Außenförde gegen den Wind. Damit ist die Kieler Woche nicht nur das größte Segelsportereignis der Welt, sondern mit jährlich rund drei Millionen Besuchern das größte Sommerfest im Norden Europas.

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