Das Speicherstadtmuseum

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Hamburger und Touristen sind gleichermaßen fasziniert von dem prächtigen, etwa anderthalb Kilometer langen Backsteinensemble, welches von Fleeten getrennt und von Brücken wieder vereint wird. Wer die Speicherstadt nicht nur sehen sondern wirklich erleben will, ist im Speicherstadtmuseum genau richtig.

In einem alten Lagerhaus von 1888, das nach einem Entwurf des Hamburger Architekten Georg Thielen im Stil der Neogotik errichtet wurde, kann der Besucher erleben, wie früher die Quartiersleute hochwertige Importgüter gelagert, begutachtet und veredelt haben. Weitere zentrale Themen sind der Hamburger Tee- und Kaffeehandel, der früher in der Speicherstadt ansässig war, sowie die Baugeschichte des Lagerhausviertels. Mit zahlreichen historischen Fotos und Plänen wurde hier die Geschichte der Speicherstadt liebevoll aufbereitet und dokumentiert.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Betritt man den Block L – hier befindet sich die Ausstellungsfläche des Museums – fällt einem gleich die original genietete Skelettkonstruktion aus Schmiedeeisen auf. Die Träger und Stützen kamen vorgefertigt aus dem Ruhrgebiet und wurden nach Hamburg geliefert und aufgebaut. Das ermöglichte einen schnellen Aufbau des ersten Bauabschnittes der Speicherstadt mit den Blöcken A bis O in nur drei Jahren (1885 bis 1888).

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Früher – wo jetzt die Speicherstadt steht – standen Bürgerhäuser im Barockstil und Fachwerkbauten aus dem 17./18. Jahrhundert. Wegen des geplanten Zollanschlusses von Hamburg an das Deutsche Reich wurde Lagerflächen benötigt. Das hatte zur Folge, dass rund 16.000 Menschen zwangsumgesiedelt werden mussten. Deren Häuser auf der Brookinsel wurden einfach abgerissen. Der Lagerkomplex entstand in drei Bauabschnitten von 1885 bis 1927. Die Speicherstadt war übrigens der erste Gebäudekomplex in Hamburg, der vollständig elektrisch beleuchtet wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Speicherstadt in großen Teilen zerstört. Dass man heute diese Schäden kaum noch wahr nimmt, ist dem Architekten Werner Kallmorgen zu verdanken.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Des weiteren befasst sich die Ausstellung mit den Berufen, die es hier früher gab. Der Quartiersmann – auch Küper genannt – befasste sich mit der sachgemäßen Beurteilung und Kontrolle der Waren. Sie waren selbstständige Lagerhalter, die im Auftrag der Kaufmänner die Waren in die Speicher einlagerten. Anhand originaler Arbeitsgeräte (wie z.B. den Probenstecher zum Bemustern der Säcke oder Griepen und Handhaken zum Greifen der Packstücke) sowie historischer Fotos, die die einzelnen Arbeitsschritte veranschaulichen, wird dargestellt, wie früher auf den Lagerböden hochwertige Importgüter wie Kaffee, Tee, Kakao, Kautschuk oder Tabak gestapelt, gewogen, bemustert und sortiert wurden.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Mit Hilfe von hydraulischen Winden und Hebebühnen wurden die Waren in die Speicher verbracht. Teilweise kann man heute noch die Winden an einigen Gebäuden sehen. Angetrieben wurden diese durch Dampf welches im Kesselhaus erzeugt wurde.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Außerdem stellt das Museum den nahezu ausgestorbenen Beruf der Ewerführer (im Hafenjargon Schlickschuber, Schutenschubser) vor, die die Waren mit einer Schute zu den Speichern transportiert haben. Sie hatten die Aufgabe, mit ihren Schuten im Hamburger Hafengebiet Güter von und auf die Seeschiffe zu befördern. Der Name Ewerführer leitet sich  vom Bootstyp Ewer, einem Elbsegelboot, ab. Bis Ende der 1880er Jahre lebten einige Ewerführer (Knackis) noch auf ihren Schuten, was in dieser Zeit üblich war. Sie hatten vom Laderaum einen abgetrennten Raum (Last oder Plicht), in dem sich eine Koje, Tisch und Stuhl und eine Kochstelle befanden. Somit waren die Knackis für die Befeuerung immer anwesend, und vor eventuellen Plünderungen der Ladung ständig vor Ort.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Natürlich kommt des deutschen Lieblingsgetränk, der Kaffee, im Museum auch nicht zu kurz. Hier erfährt man alles über die Geschichte des Hamburger Kaffeehandels, der sich vor allem in Block O konzentrierte. Der Weg, den der Kaffee von der Ernte über die Röstung bis hin zum Endverbraucher nimmt, wird mit vielen Exponaten illustriert. Man kann beschnuppern wie Rohkaffee vor der Röstung riecht und wie er eigentlich aussieht.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

1887 wurde in Hamburg die weltweit dritte Warenterminbörse für Rohkaffee – nach New York und Le Havre eröffnet -, so dass die Speicherstadt nicht nur ein bedeutendes Lagerviertel, sondern auch ein international führendes Handelszentrum war.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Das Originalinventar einer Probierstube für die Verkostung von Tee belegt, dass früher auch Teehandelsfirmen zu den traditionellen Mietern der Speicherblöcke zählten. Das Inventar, das Deckeltassen, Schälchen, Musterdosen und Speikübel umfasst, wird noch heute für öffentliche Teeverkostungen benutzt.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Als zusätzliches Angebot werden regelmäßig öffentliche Führungen durch die Speicherstadt und das Museum, Tee- und Kaffeeverkostungen mit ausgewiesenen Experten sowie Krimilesungen mit renommierten internationalen und nationalen Autoren angeboten. In den Schulferien finden die beliebten „Entdeckertouren“ durch die Speicherstadt und das Museum statt, die sich gezielt an Kinder von 6 bis 12 Jahren richten (in Begleitung Erwachsener).

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerARTVerantwortlich für dieses schöne Museum ist Henning Rademacher, der mit ganz viel Liebe und Herzblut das Museum zu dem gemacht hat, was es jetzt ist. So vielfältig und aufregend die Ausstellung ist, so war auch sein beruflicher Werdegang. Früher fuhr er mehrere Jahre zur See, machte ein Volkswirtschaftsstudium und kam schließlich als Volontär und später als freier Mitarbeiter zum Museum der Arbeit. Dort betreute er den Fotobestand von Harald Zoch, der den Hafen im Auftrag der HHLA in den 1960ern dokumentierte und seine Aufnahmen 1991 dem Museum überließ. Hervorgegangen ist das Speicherstadtmuseum aus der Ausstellung „Speicherstadt – Baudenkmal und Arbeitsort seit 100 Jahren“, die Henning Rademacher anlässlich der 100-Jahr-Feier betreute. Diese hatte das Museum der Arbeit 1988 und 1989 mit Unterstützung der Firma Eichholtz & Cons. auf zwei Lagerböden in Block R am St. Annenufer gezeigt. 1995 gründete Henning Rademacher das Museum als privat betriebene Außenstelle des Museums der Arbeit. Seit 2008 gehört es zusammen mit dem Museum der Arbeit zur Stiftung Historische Museen Hamburg.

Das Speicherstadtmuseum in Hamburg // Foto: MeerART

Ihr seht, anhand meines Textes, wie viel es hier zu entdecken gibt. Obwohl ich versucht habe mich kurz zu fassen, ist das, was es hier zu sehen gibt, so umfangreich und informativ. Am besten ihr macht euch selber mal auf den Weg ins Museum um die spannenden Dinge um unsere schöne Speicherstadt zu erfahren.

Speicherstadtmuseum
Am Sandtorkai 36
20457 Hamburg

Telefon: 040 / 32 11 91
Telefax: 040 / 32 15 30
Email: info[at]speicherstadtmuseum.de

Öffnungszeiten
Mo–Fr  von 10–17 Uhr
Sa/So u. Feiertage von 10–18 Uhr

November bis März: Di–So 10–17 Uhr

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