Hast du schon mal was von Uelvesbüll gehört? Wir auch nicht so recht. Bisher haben wir immer nur das Ortsschild wahrgenommen, wenn wir von uns in Richtung Eiderstedt unterwegs sind. Bis jetzt. Komm, lass uns Uelvesbüll entdecken.
Es ist schon drollig. Ich weiß gar nicht wie oft wir an diesem Ortsschild vorbeigefahren sind und ich mich jedes Mal gefragt habe, was uns da wohl erwarten wird. Was verbirgt sich da für ein Ort? Was für ein Landstrich unweit von Husum und ganz nah am Wattenmeer?
Da wir neulich kurz in Husum zu tun hatten, haben wir die Chance genutzt und sind die paar Kilometer weitergefahren, um in Uelvesbüll einen Spaziergang zu machen. Schon oft haben wir durch solche Aktionen ganz zauberhafte Dörfer entdeckt.
Ein Dorf mit Wehlen
Schon beim ersten Durchfahren, um einen Parkplatz zu suchen, waren wir ganz angetan von dem Dorf und erst recht neugierig darauf mehr zu erfahren. Wir haben etwas abseits geparkt und sind dann zu Fuß durch den Kern des Dorfes gelaufen. Nicht nur die Reetdachkaten selbst sehen ganz zauberhaft aus, sondern auch die Anordnung um die einzelnen Teiche, die Urlaubern und Einheimischen die Möglichkeit zum Baden und Angeln bieten.
Wobei die Bezeichnung Teich in diesem Fall nicht ganz richtig ist, sondern Wehlen. Wehlen sind Gewässer, die durch gewaltige Wassermassen bei Deichbrüchen infolge einer Nordsee-Sturmflut entstanden sind. Davon gibt es einige in Nordfriesland, also nicht nur hier in Uelvesbüll.
In seiner 800-jährigen Geschichte musste das Dorf einige Sturmfluten miterleben, die stets dafür sorgten, dass sich das Landschaftsbild veränderte. Wie im Jahre 1362, als bei der großen Sturmflut der breite Heverstrom entstand. Zeugnis der Naturgewalten der Nordsee ist u.a. auch das „Wrack von Uelvesbüll“, das im Jahre 1994 bei Bauarbeiten im Deich entdeckt wurde. Der 14 Meter lange Frachtensegler – auch bekannt als Zuckerschiff – stammt aus dem 16. Jahrhundert und kann heute im Schifffahrtsmuseum Nordfriesland in Husum bewundert werden.
Auch ist das jetzige Uelvesbüll nicht mehr an der gleichen Stelle wie noch vor der Zweiten Marcellusflut. Das alte, untergegangene Uelvesbüll gehörte zur strandischen Edomsharde. Viele der damaligen Häuser und Wirtschaftsflächen lagen also viel weiter nördlich und westlich im heutigen Watt. Infolge der Vergrößerung der Hever wurde der neue Ort Uelvesbüll weiter südlich wieder aufgebaut und zählte dann zur Harde Everschop.
Die St. Nikolai-Kirche
Kirchen habe auch irgendwie immer eine bewegte Geschichte hinter sich, auch die St. Nikolai-Kirche. Die erste Kirche wurde ebenfalls durch die Flut zerstört. Die zweite, die nach der Flut erbaut wurde, musste 1854 wegen ihrer Baufälligkeit bereits wieder abgerissen werden. Diese hier wurde innerhalb eines halben Jahres im Stil eines klassizistisch-neugotischen Backsteinbaus errichtet und im Oktober 1854 eingeweiht.
Bei Recherchen fasziniert mich immer wieder, wo Dänen – damals wie heute – beim Bau ihre Finger mit im Spiel hatten. Da der dänische König Friedrich VII. damals einen Baukostenzuschuss gewährt hatte, trug die Kirche von 1854 bis 1964 noch den Namen Friedrichkirche. Im Kirchengebäude soll sich ein holzgeschnitztes Epitaph von 1591, das als das Volkmarsche Epitaph in die Kunstgeschichte eingegangen ist, befinden. Wir waren aus Sicherheitsgründen (Corona) nicht im Gebäude. In der Kirche steht die einzige erhaltene und spielbare pneumatische Orgel Eiderstedts, die 1910 von der Apenrader Orgelbaufirma Marcussen & Søn erbaut wurde.
Schon der Friesenmaler Albert Johannsen hat dieses Ambiente festgehalten. Am Porrendeich begegnet euch die Tänzerin von Hoyerswort, aber was das mit der Sage auf sich hat – entdeckt es selbst. 😉
Nu aber genug mit dem Geschichtlichen. Uelvesbüll ist wirklich ein zauberhaftes kleines Dörfchen auf der Halbinsel Eiderstedt. Noch ist es Winter und die Natur fängt erst ganz langsam an sich von der Sonne wachküssen zu lassen, aber wir können uns schon jetzt ausmalen, wie idyllisch es im Sommer sein muss.
Uelvesbüll liegt direkt am Nordseeküstenradweg, wer also nicht selber im Ort Urlaub machen möchte, nutzt vielleicht eine Entdeckungsreise mit dem Rad.
Für heute geht für uns diese kleine Entdeckungsreise zu Ende, aber wie man sieht, lohnt es sich.
2 Kommentare zu „Wer oder was ist Uelvesbüll?“
Wunderschön geschrieben ❤
Ich danke dir liebe Violá.
Liebe Grüße,
Claudia