Die Faröer und wir – Ein paar Gedanken

Die Faröer und wir – Ein paar Gedanken // Foto: MeerART

Kann ich morgens noch in den Spiegel schauen….?

Als ich gesehen habe, dass das Abschlachten der Grindwale wieder los geht war ich entsetzt, im tiefsten Inneren todtraurig, ja sogar richtig wütend und zornig. Wie jeder andere sehe ich die blutigen Bilder und denke an das Leid der Tiere. Auch weil ich weiß, wie furchtbar es für die Wale sein muss, denn durch ihren Zusammenhalt ist es für den Menschen ein leichtes Spiel, gleich eine ganze Schule zu töten.

Ich selbst habe mich wieder ertappt, dass ich mit Verachtung los gepoltert bin und meinen Zorn auf Facebook über den Walfang auf Faröer öffentlich gemacht habe. Es dauerte auch nicht lange, da hatte ich Anhänger, die meinem Zorn und der Empörungen gefolgt sind. Vermutlich mit einer ähnlichen Wut im Bauch wie ich. So sehr habe ich mich von den schrecklichen Bildern verleiten lassen ohne auch nur einmal hinter die Kulissen zu schauen. So funktionieren die Medien. Sie verbreiten, wir denken nicht nach, vorverurteilen und stempeln ab. Egal was es ist. Dieses Verhalten mag ich weder bei mir noch bei anderen. Daher habe ich jetzt hinter die Kulissen geschaut und für mich ein paar Vergleiche angestellt.

Wie heißt es so schön… Wer auf andere mit dem Finger zeigt, hat in der Regel selber etwas zu verbergen.

Finde ich den Walfang gut? Nein, ganz und gar nicht! Sonst wäre ich ja nicht so entsetzt. Ich verabscheue ihn sogar, aber darf ich deshalb mit dem Finger auf eine Kultur zeigen, die so ganz anders ist als die unsere? Ich spreche hier auch nur über die, die Tiere töten um zu Leben, nicht über diejenigen die es einfach nur aus sportlichen oder kommerziellen Gründen tun.

Und, was gibt es heute zu essen?

Dabei fällt mir ein, was gibt es eigentlich heute zu essen? Hühnchen, Rind, Schwein, Fisch oder Lamm? Übrigens, für viele, die es vergessen oder erfolgreich verdrängt haben, Steaks – ob aus der Tiefkühltruhe oder frisch vom Schlachter – waren auch mal ganze Tiere. Der einzige Unterschied ist doch der, dass wir unser Vieh für den täglichen Bedarf hinter verschlossenen Türen töten und nicht öffentlich, außer Jäger vielleicht. Was also sagst du dazu, wenn jemand aus einem anderen Land auf dich zukommt und dich ächtet, nur weil du Rind, Schwein oder sonst was für ein Fleisch zu dir nimmst? Vermutlich verstehst du die Welt nicht mehr.

Wer hat überhaupt zu bestimmen, welche Tiere es wert sind geopfert zu werden um unsere Mägen zu füllen? Ist ein Wal anders zu betrachten als ein Schwein?

Fleisch im Überfluss

Betrachten wir doch mal unsere eigene Esskultur, und da kommen wir dann wieder auf den Fingerzeig zurück. Wenn man mal ehrlich ist ,ist unsere Art der Tötung ähnlich grausam. Nur eben für uns normal und damit selbstverständlich. Kaum einen juckt, dass es haufenweise Lebendtiertransporte gibt, bei denen keiner darüber nachdenkt wie es den Tieren gehen muss, wenn sie zusammen gepfercht am Ende der Fahrt auf ihren Schlachter, den Metzger warten. Wie mag es ihnen wohl auf der Fahrt gehen? Schon mal darüber nachgedacht? Ich jedes Mal, wenn wir auf der Autobahn sind und es kommt uns einer entgegen oder wir überholen einen. Ich muss gestehen, dass ich da nicht mal hingucken kann, so ein schlechtes Gewissen habe ich.

Und wie war ihr Leben vorher? Hatten sie ein sorgloses und glückliches Leben auf der Weide oder waren sie zusammengepfercht in klinisch anmutenden Stallungen ohne Stroh. Dazu mit Medikamenten und Hormonen vollgepumpt, auf dass sie schnell wachsen, weil die Supermarktregale nicht leer sein dürfen. Ach ja, billig muss es auch noch sein. Doch das passt mit vernünftiger Tierhaltung nicht zusammen.

Zu bedenken ist auch, dass nur ein Bruchteil der Skandale in den Medien und damit bei der Öffentlichkeit landet. Auch für Deutschland wünschte ich mir eine andere Form der Tierhaltung und Schlachtung. Ehrlich gesagt könnte ich hier die ganzen Grausamkeiten des Schlachtens aufführen, aber das will ich gar nicht. Ich glaube im tiefsten Inneren wissen wir darum, auch wenn wir es gerne verdrängen. Auch ich!

Warum schreibe ich das hier alles? Ganz einfach, weil ich es satt habe, dass jeder sich selbst der Nächste ist und sich kaum einer die Mühe macht auch mal hinter die Fassade zu schauen. Auch mir fällt es oft schwer, dennoch bemühe ich mich. Ich wünsche mir einfach, dass wir alle zuerst über unser eigenes Verhalten nachdenken, bevor wir es uns rausnehmen über Andere zu urteilen. Mehr Fairness, Rücksicht und Respekt untereinander würde das Leben so einfach machen.

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4 Kommentare zu „Die Faröer und wir – Ein paar Gedanken“

    1. Liebe Jutta,

      danke für deine Zustimmung. Schade, dass viele damit nicht so gut umgehen können und lieber gar nichts sagen. Aber so ist sie halt, die Gesellschaft. 😉

      Liebe Grüße und eine gute Nacht,
      Claudia

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