Bisher hatten wir uns immer nur die malerische Seite vom Fischland-Darß-Zingst angeguckt, mit Orten wie Ahrenshoop, Wustrow oder Prerow. Heute sollte es die wilde Seite sein. Entwurzelte Baumreste, urwüchsige Kiefernwälder und kilometerlange Sandstrände. Eine der schönsten und abwechslungsreichsten Küstenlandschaften an der Ostsee und wir mitten drin.
Morgens mussten wir wieder früh hoch, denn bis zum Darß sind es von uns aus gut drei Stunden Fahrt. Die Autofahrt verlief reibungslos und so konnten wir nach einem kurzen Stopp in Nierhagen beim „Hohen Ufer“ – hier wollten wir unbedingt einen Blick auf die Überreste des alten NVA-Bunkers werfen – unser Auto auf einem Parkplatz bei Born abstellen und unsere Entdeckungstour starten.
Etwas enttäuscht waren wir von den vielen Autos auf dem Parkplatz, denn die offizielle Ferienzeit war vorbei und wir erwarteten eigentlich, um uns schönen Motiven widmen zu können, wenig Publikum. Da das Gebiet hier recht weitläufig ist, hofften wir, dass sich die Urlauber an dem 60 Kilometer langen Sandstrand schon verlaufen werden.
Ein Blick auf die Umgebungskarte verriet uns, dass wir durch den traumhaft schönen Wald Richtung Weststrand gehen müssen. Der Darßer Weststrand gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Völlig beeindruckt von dem Duft und dem Aussehen des Waldgebietes, merkten wir trotz Ausschilderung gar nicht, dass wir eine Abzweigung verpasst hatten. Die zahlreichen Wege sind bestens ausgeschildert und es lohnt sich wirklich, diese mit dem Fahrrad zu erkunden. Ein echtes Paradies für Naturliebhaber. Wir hielten uns auf dem Weg, der Richtung Darßer Ort führen sollte und hofften auf eine Abzweigung zum Strand.
Ganze vier Kilometer waren wir einsam unterwegs, bis wir einen Zugang zum Strand gefunden hatten. Wir trauten unseren Augen kaum. Von Einsamkeit war hier keine Spur. Haufenweise Fahrräder parkten rechts und links des Waldweges und man konnte sich schon ausmalen, dass wir den Tag ganz gewiss nicht alleine am Strand verbringen werden.
Ehrlich gesagt, ich hätte es nicht vermutet, zumal wir uns auch für einen Abschnitt entschieden hatten, der recht weit zu Fuß vom Parkplatz entfernt schien. Doch die Rechnung hatten wir nicht mit den ganzen naturbegeisterten Urlaubern gemacht. Zu jedem Fahrrad gab es auch eine Strandmuschel am Strand. Sie wirkten wie von der See ausgespuckte bunte und viel zu große Bonbons am Strand, gespickt mit Urlaubern, die den Tag in vollen Zügen genossen.
Etwas enttäuscht der Fotomotive wegen, aber doch glücklich hier zu sein, flogen als erstes unsere Schuhe in den Rucksack und wir genossen das peelende Fußbad im Strand. Ich fühl´mich immer so lebendig, wenn ich barfuß durch den Strand laufen kann.
Der Himmel war strahlend blau und das Wasser glatt wie ein Kinderpopo. Apropos Kinder, die gab es hier am Strand fast gar nicht. Ich schätze für Urlaub mit Kindern am Strand ist der Weg vom Auto dann doch zu weit. Ein perfekter Strand für all´ diejenigen, die keinen Bock auf Kindergekreische beim Sonnenbad haben.
Der Kiefernwald ist echt atemberaubend, wie bizarr die Kronen teilweise vom Wind geformt wurden. Nach jedem Sturm dürfte die Natur ein anderes Bild zeigen.
Viele Urlauber hatten sich entwurzelte Baumreste und Äste geschnappt und Strandmuscheln daraus gebaut. Was sich nicht bewegen ließ, wurde kurzerhand zu Wäscheständern umfunktioniert, um die nassen Badesachen zu trocknen. Das nenne ich mal kreative Nachhaltigkeit. 🙂
Soweit das Auge reichte, Strand, Urlauber und jede Menge bizarre Formen aus Baumresten. Die Hoffnung noch irgendwo ein menschenleeres Fleckchen aufzutun, konnten wir getrost vergessen.
Egal wie weit wir am Strand lang liefen, überall das gleiche Bild. Das fand ich schon echt erstaunlich. Im Westen kann man eher beobachten, dass, je länger der Weg zum Strand ist, desto leerer ist er auch. Hier ganz und gar nicht. Also hauten wir uns auch in den Strand und plünderten unseren Proviant. Die Stärkung nach dem Fußmarsch konnten wir gebrauchen, zumal wir den ganzen Weg ja auch wieder zurück mussten.
Als wir unseren Rückweg antraten, hatte sich schon manch eine Lücke zwischen den Strandmuscheln aufgetan, so dass wir wenigstens den einen oder anderen Schuss machen konnten. Selbst auf dem Weg zurück zum Auto waren wir nicht unglücklich über unseren unfreiwilligen Umweg durch den Wald.
Die Abwechslung von Wald und Strand ist einfach einmalig. Unsere Bilanz für den Tag waren sechs Stunden Autofahrt für den Hin- und Rückweg, sowie gute 20 Kilometer, die wir zu Fuß gelaufen waren. Total kaputt, aber überglücklich über so einen tollen Tag, fielen wir völlig erschöpft ins Bett.
Tipp: Fahrräder sind echt ein Muss. Entweder man leiht sich vor Ort eines oder man nimmt sie direkt mit. Das lohnt sich auf alle Fälle.
19 Kommentare zu „Der Darßer Weststrand – wild, rau und charmant“
Ein schönes Fleckchen Erde! Und ich finde die Handtücher an den abgestorbenen Baumstämmen ziemlich fotogen! Beim „Kindergekreische“ musste ich lachen. Ich kann das verstehen, obschon wir ja auch einen (inzwischen 14-jährigen) Sohn haben. Wenn man gerade nicht in der Mama-Papa- oder Oma-Opa-Phase ist, sehnt man sich schon häufiger nach Stille. Alles hat eben seine Zeit : )
Liebe Jutta,
vielen Dank für deine Zeilen. Die Handtücher fanden wir auch noch fotogen, aber nicht, dass der ganze Strand voll war. Zumindest nicht wenn man Landschaftsaufnahmen plant, außerdem gilt ja auch den Respekt und die Privatsphären der Urlauber zu wahren. Da muss man schon ganz schön kreativ sein, will man nicht ganz mit leeren Händen nach Hause. 😉
Und sorry an alle Mamis, aber es ist weniger das Kindergekreische an sich, als der ständige Lärmpegel, der von überall (besonders in der Stadt) auf einen einprasselt. Da sehnt man sich nach Ruhe.
Dir einen schönen und sonnigen Tag.
Liebe Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
so was habe ich ja noch nie gesehen. Sieht ja fast aus wie Robinson Crusoe. Irgendwie als wollten sich die Leute dort für längere Zeit häuslich niederlassen.
20 km Fußmarsch ist schon eine Leistung. Alle Achtung…………………..
Liebe Ilona,
irgendwie schon, da hast du recht. Am liebsten hätte ich das eine oder andere Stück Holz gern mitgenommen, aber das wäre wohl Hausfriedensbruch. 😉
Wir waren hinterher auch ganz schön kaputt, aber glücklich kaputt. 😉 Kann ich jedem nur empfehlen…
Ganz liebe Grüße,
Claudia
Wir waren am Mittwoch, 23.Mai 2018 auf dem Darss und dem Weststrand. Was soll ich sagen, wir waren dermassen enttäuscht, dass wir fluchtartig den Darss wieder verlassen haben und zurück in unser Quartier auf Rügen-Mönchgut fuhren.
Warum waren wir dermassen enttäuscht? Es gab schon zu dieser Zeit massenhaft Radfahrer, die auch z.T. sehr rüpelhaft fuhren, das erinnert mich an die rücksichtslosen Radler am Bodensee. Zu alledem wurden wir von Mücken überfallen, das man es nicht aushalten konnte. Die Mückenplage ist wohl den vielen kleinen Tümpeln zu verdanken.
Bis wir dann bis zum Weststrand durchgedrunegn sind, ist uns die Lust vergangen.
Fazit: Einmal Darss und nie wieder.
Grüsse
Frank
Moin Frank,
das tut uns leid zu hören, aber in der Saison kann es an vielen Orten ziemlich voll sein. Das dürftet ihr von Rügen ganz sicher auch kennen. Natürlich kann sich nicht jeder den Luxus leisten in der Nebensaison zu reisen. Viele sind wegen der Kinder von den Ferien abhängig, aber den Darss nur wegen ein paar Radfahrer oder Mücken auf immer den Rücken zu kehren, wäre wohl nicht fair. Zumal Rügen und der Darss, beide ihr Vor- und Nachteile haben können.
Das mit den Mücken hatten wir so noch nicht erleben müssen, aber auch das kann dir an anderer Stelle (ganz Deutschland) ebenfalls blühen. Das ist nun mal Natur.
Liebe Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
es war Nebensaison und nicht nur ein paar Radfahrer. Es waren Hunderte. Gut, Mücken gibt es wohl überall, aber in dieser Masse ist wohl es ungewöhnlich. Da ist es im Spreewald dagegen fast Mückenfrei.
Am Natureum war gar kein Durchkommen. Natürlich geht es auf Rügen oft ziemlich rund, aber nur in den Ballungsgebieten wie Binz etc. Auf dem Mönchgut kann man sich erholen, da ist keine Hektik angesagt. Es gibt nun mal Menschen, die den Trubel brauchen, wir gehören nicht dazu.
Liebe Grüsse
Frank
Moin lieber Frank,
tja, manchmal ist man eben zur falschen Zeit am falschen Ort. Das ist schade. Verstehen kann ich es aber, denn wie du weißt bzw. wenn du unseren Blog und die Beiträge kennst, dann auch, dass wir ebenfalls nicht auf Trubel stehen. Darum besuchen wir die besagten Hotspots grundsätzlich auch nur in der Nebensaison.
Den Weststrand möchten wir uns auf alle Fälle auch noch wieder angucken, aber das ganz sicher auch in der Nebensaison und außerhalb irgendwelcher Ferienzeiten. Dann hat man einfach mehr davon und kann die tolle Natur genießen. Rügen hat auch noch einiges schöne und ruhigere Flecken im Nordwesten der Insel. Die gefallen uns persönlich sehr.
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo Claudia,
ein wirklich sehr schöner Artikel – die Wanderung von Ahrenshoop aus haben wir leider noch nicht gemacht – dafür sind wir dieses Jahr wieder von Prerow aus gestartet und haben die Rundwanderung bis zum Darßer Ort unternommen.
Bei Interesse kannst du gerne mal vorbeischauen: 😉
http://www.ferntrunken.de/weststrand-darsser-ort-eine-wanderempfehlung/
Viele Grüße
Lars (ferntrunken)
Moin lieber Lars,
vielen Dank für deine Zeilen. Freut uns, dass dir der Beitrag gefällt. Der Turn von Prerow aus ist wunderschön. Schade, dass wir jetzt so weit weg von der Ecke wohnen, aber man kann ja nicht alles gleichzeitig haben.
Danke für den Link, das werde ich mir mal in Ruhe anschauen.
Liebe Grüße von der Westküste,
Claudia
Wenn man den Darß besucht, sollte man wissen, dass die Müchenschwärme dort völlig harmlos sind. Es sind nämlich keine Stechmücken sondern Zuckmücken.
Also keine Panik wegen der “ Mückenplage “ – die surren
nur gewaltig, mehr nicht.
Echt tolle Bilder gemacht 🙂 Finde diesen Strand echt einzigartig in Deutschland.
Moin Chris,
liebe Dank. Ja, der Strand hat schon was.
Ganz liebe Grüße von der Westküste,
Claudia
Echt tolle Bilder vom Strand 🙂
Moin liebe Jessy,
vielen lieben Dank. Freut uns, dass sie dir gefallen.
Liebe Grüße,
Claudia
Wir waren in diesem Jahr schon zum fünften Mal auf dem Darss. Allein die Fahrt von Born mit dem Fahrrad zum Weststrand durch den Nationalparkwald mit seinen viele hundert Jahre alten Buchen ist ein Genuß. Jeder kann selbst in der Hochsaison ein schönes Plätzchen finden. Und gegen die Mücken im Wald hilft schnelleres Fahren auf dem Fahrrad. Wer dies nicht mag soll eben den Timmendorfer Strand aufsuchen.
Moin Bernhard,
die Region ist landschaftlich wirklich ein Traum und ich kann mir gut vorstellen, warum es euch immer wieder dahin zieht.
Schneller Radeln ist in der Tat eine Möglichkeit, 😉 aber nicht ganz so entspannt Inzwischen kann ich als Tipp mit auf den Weg geben sie mit Zitronenöl einzureiben. Das hält die Mücken auch fern. Zumindest eine ganze Weile.
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo Claudi,
als langjähriger Darß besucher muss ich mal was
los werden.
Klar gibt es Mücken, Die stechen und sind harmlos.
Es gibt auch Giftschlangen. Die sind nicht mal selten, beißen aber meistens nicht.
Es gibt Urlauber die den Darß lieben oder hier nur gestrandet sind.
Es gibt eine großartige Natur.
Und es gibt den Darß, der das alles ist..
Moin lieber Jürgen,
das darfst du gerne loswerden.
Die Natur ist in der Tat großartig und ich liebe sie, genau wie ich auch die Mitbewohner (Tiere aller Art) liebe. Nur mit den Mücken habe ich selber auch so meine Probleme, denn jeder Stich löst bei mir allergische Reaktionen aus. Daher sehe ich immer zu möglichst nicht gestochen zu werden.
Ansonsten hat jedes noch so kleine Tier ein Anrecht auf ein Dasein. Und genau das es so ist, macht die Natur ja so einzigartig. Ganz gleich wo.
Liebe Grüße,
Claudia