Amrum – Kunst am Kniep

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Nicht immer leuchtet ein was Kunst eigentlich ist bzw. darstellen soll. Was für die einen wahre Schönheit ist, ist für andere das pure Grauen. Dabei ist es eigentlich doch ganz einfach: „Kunst ist was gefällt“. Manchmal muss man eben ein Auge zudrücken können. So wie die Amrumer mit der Kunst am Kniep.

Das war aber nicht immer so. Ganz im Gegenteil. Als die ersten Hütten in den 1950er Jahren, sowohl von Urlaubern als auch von Insulanern, gebaut wurden, war die Empörung groß. Den Offiziellen in den Ämtern waren sie ein Dorn im Auge. Auch so manch ein Naturschützer oder Hotelier empörte sich gewaltig.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Es soll sogar Urlauber gegeben haben – meist dieselben –, die sich stets über die Verschandelung des Strandes beschwerten.

Tolerierte Badekultur am Kniepsand

Dabei hatte die Sammelleidenschaft der Budenbauer durchaus auch ihr Gutes. Die Strände waren akribisch gereinigt, denn zum Bauen wurde alles, aber auch alles verwendet, was am Strand zu finden war. Zudem standen die Buden für Besucher immer offen, so dass Strandbesucher stets einen Unterschlupf fanden, wenn es plötzlich zu regnen begann oder Gewitter aufkamen.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Und trotzdem wurden die Buden früher immer wieder abgefackelt oder mit Traktoren platt gemacht. Manche fielen auch den Herbststürmen zum Opfer. Wie durch Zauberhand entstanden immer wieder neue Hütten. Inzwischen wurden die Bauten am Kniep als Teil des Amrumer Badelebens toleriert. Zumindest bis auf weiteres, denn anscheinend haben sich die Hütten nur auf Amrum durchgesetzt.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Seitdem sich der prominente Maler Ottfried Schwarz ihrer angenommen hatte, gelten sie sogar als Kunstwerke – Kunst am Kniep eben und dürfen als Sehenswürdigkeit in keinem Reiseführer fehlen.

Pancho’s Burg

Die berühmteste Burg ist bzw. war wohl die vom Berliner Künstler „Pancho“. Er hatte ein Kunstwerk geschaffen aus allem was man am Strand so finden kann. Dazu zählen Diskokugeln, Netze, Bretter, Gummistiefel, Gummihandschuhe, Rettungsringe, Eimer u.v.m. Seine erste Burg wurde in den 90iger Jahren in nur einer Sturmnacht zerstört und dann in einer Hamburger Kunsthalle neu aufgebaut.

Impressionen von einem fantastischen Wochenende auf Amrum // Foto: MeerART

Pancho baute eine neue Burg, die vielen als kultureller Treffpunkt diente. Doch auch diese Burg traf das gleiche Schicksal. Als wir im Frühjahr 2015 das erste Mal auf der Insel waren und die Burg sahen, war sie schon schwer gezeichnet. Stürme und Sturmfluten aus dem letzten November hatten sich an ihr zu schaffen gemacht. Ihr Schicksal wurde dann im folgenden Herbst endgültig besiegelt. Bei unserem diesjährigen Besuch stand nichts mehr. Sie ist und bleibt wohl Geschichte.

Geheimkodex am Kniep

Im Jahre 2015 sind wir das erste Mal mit der Kunst am Kniep in Berührung gekommen und haben einiges über sie erfahren. Von Insulanern erfuhren wir, dass es so etwas wie einen Geheimkodex gibt. Es kam nicht selten vor, dass Strandspaziergänger zum Beispiel Bretter eingesammelt haben und die dann vor die Buden gelegt haben, damit die Hütten weiter gebaut bzw. repariert werden konnten. Diese wurden dann in der Regel auch von keinem anderen für eigene Zwecke entwendet.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

In einer Reportage haben wir mal gesehen, dass die Häusle-Besitzer im Herbst ihre Buden abbauen, im Strand verbuddeln und im nächsten Jahr wieder neu aufbauen. Einfach aus Spaß an der Freud. Weiter haben wir aber auch gesehen, dass diese Tradition allmählich ausstirbt, denn einige der ursprünglichen Erbauer sind inzwischen zu alt geworden und haben die Kraft nicht mehr. Manch eine Bude wird noch von jüngeren übernommen und die Tradition damit weiter gepflegt. Die Frage ist wohl wie lange noch. Vielleicht ist die Kunst am Kniep auch bald gänzlich Geschichte. Wer weiß?!

Auf jeden Fall ist es ein schönes Gefühl, dass wir mit unseren Bildern und Beiträgen ein Stück Geschichte festhalten konnten.

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8 Kommentare zu „Amrum – Kunst am Kniep“

  1. Man kann sich garnicht vorstellen, daß Panchos Burg hinter einer großen Düne lag, wenn man Euer Bild betrachtet. Es gab sogar eine weithin sichtbare Diskokugel. Ich kann euch gerne ein Foto schicken.
    Eure Beiträge sind übrigens immer sehr schön.
    Liebe Grüße

    Ute

    1. Liebe Ute,

      vielen Dank für deine Zeilen und das liebe Kompliment, darüber freuen wir uns sehr.

      Das glaube ich dir, ich war auch erstaunt als ich Bilder sah, wo die Burg noch von der Düne geschützt war. Unser Bild aus dem Beitrag ist von 2015, da war die Düne bereits weggerissen und die Burg zu großen Teilen zerstört. Helfer hatten sie dann noch wieder notdürftig geflickt, aber der letzte Herbst hat ihr nun völlig den Gar ausgemacht. Wie heißt es so schön.. das Meer nimmt, das Meer gibt. In diesem Falle hat es sich die Burg wieder geholt, was ich nicht nur wegen der Burg an sich schade finde, sondern in diesem Fall ist dann auch der ganze Müll wieder im Meer gelandet.

      Herzliche Grüße,
      Claudia

  2. Ja, der Kodex, ich kann noch heute nicht über den Kniep laufen ohne „Holz“ zu sammeln. In Ermangelung von richtig schönen Brettern, wie damals, müssen heute kleine Brettchen und Stöcke herhalten, die dann mit angespülten Schnüren und diversem Andern geschmückt werden.
    Bei uns ist immer eine Schaufel dabei, irgendwas gibt es ja immer zu bauen.
    Oft mussten wir unsere Burg „retten“, wenn der Kniep uberspült wurde. Leider wird das Strandgut nun ja immer Anfang des Jahres eingesammelt und somit stirbt diese ‚Tradition‘ aus.
    Auch wenn es wohl in der Zwischenzeit einige gibt die Ihre Bretter mitbringen und dann sogar vergraben und wieder aufbauen. Das ist nicht daselbe, wie das Abenteuer: was wir wohl dieses Mal so an Baumateriel finden? Finden wir einen Fahnenmast? Schöne große Bretter als Windschutz und als Sitzbank oder Tisch?
    Wunderbare Erinnerungen und immer schöne Fotos von unseren Kunstwerken.

    1. Moin,

      oh wie schön… einer der aktiv dabei war. Da habt ihr dann bestimmt reichlich Abenteuer erlebt. So ganz kann ich es mir zwar nicht vorstellen, dass man seinen Urlaub damit verbringt, derartigen Hütten aufzubauen, denn mit ein, zwei Tagen ist es wohl eher nicht getan. 😉 Aber warum nicht. Erlaubt ist was Spaß macht.
      Auf jeden Fall gehören die Hütten nach Amrum und stören so, finde ich zumindest, nicht.

      Liebe Grüße und weiterhin viele Abenteuer.
      Claudia

  3. Als die Burg 2014 noch in Ordnung war habe ich 14 Tage dort gewohnt, mit Panchos Wissen. Diese 2 Wochen werden mir immer in Erinnerung bleiben, sehr intensiv, vor allem die Nächte. Ich habe mehrere Videos von den verschiedenen Burg stadien gedreht, allerdings muss das Rohmaterial immer noch verwertet werden.
    2015 hab ich auch noch ein paar Nächte dort verbracht, in der Hängematte, das wurde aber zum Schluss zu gefährlich. Videoaufnahmen hab ich aus folgenden Jahren 2001, 2011, 2014 und 2015.

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