Ostsee: Die Halbinsel Priwall

Blick vom Priwall aus auf Travemünde mit dem Maritim-Hotel, der Passat und dem alten Leuchtturm // Foto: MeerART

Manchmal gibt es Orte, die mag man einfach ohne genau zu wissen warum. Die Halbinsel Priwall ist so einer. Hier kann man Ankommen und an nichts denken, im Hafen Schiffe gucken, an den Strand gehen und einfach nur faulenzen oder stundenlang spazieren gehen. Schon das Ankommen ist ein Erlebnis für sich – zumindest wenn man von Travemünde mit der Fähre übersetzt. Es gibt eine Autofähre und eine Personenfähre (die fährt allerdings nur im Sommer). Schon beim Ablegen der Fähre bekomme ich jedes Mal ein Gefühl von loslassen, ablegen von irgendwelchen Gedanken die einen manchmal plagen. Es ist wieder Zeit zum Durchatmen.

Der Passathafen in Travemünde mit Blick auf die Viermastbark „Passat“ und das Hotel „Maritim“ // Foto: MeerART

In Priwall angekommen, zieht es uns zuerst in den Hafen. Wir schlendern ganz gemütlich vor uns hin. Die Blicke schweifen auf die andere Uferseite nach Travemünde, man hört den Möwen und Enten zu, wie sie aufgeregt zwischen den Stegen, wo im Sommer zahlreiche Segelbooten liegen, schnattern und kreischen und die Schritte werden hier automatisch langsamer. Der normale Alltagsstress scheint auf der anderen Seite geblieben zu sein.

Im Hafen liegt die, unter Denkmalschutz stehende, Viermastbark Passat. Dieses Schiff war ein Flying P-Liner, der Hamburger Reederei F. Laeis. Seit 1960 ist sie stationäres Museumsschiff, Jugendherberge und Veranstaltungsort. Ein weiteres Highlight ist die Ostseestation Priwall, die in mehreren Aquarien, im Meer lebende Tiere zeigt.

Der Passathafen in Travemünde mit Blick auf die Viermastbark „Passat“ und das Hotel „Maritim“ // Foto: MeerART

Die Halbinsel wird im Norden von der Ostsee, im Westen von der Trave und im Süden von der Pötenitzer Wiek, einer haffartigen Erweiterung in der Trave, begrenzt. Auch der Priwall hat bewegte Zeiten erlebt. Lange wurde er nur als Viehweide genutzt, bis im 19. Jahrhundert, parallel zum mondänen Kurbad, hier eine Badeanstalt für Einheimische entstand. Zwischenzeitlich siedelte sich die Flugzeug- und Werftindustrie an, doch seit mehr als 50 Jahren gehört der Priwall wieder der Natur. Unterschieden wird er in nördlichen und südlichen Priwall .

Der nördliche Priwall zeichnet sich durch Strand und Dünen aus. Wer etwas mehr Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist hier genau richtig. Auch das angrenzende Wäldchen, lädt zu Spaziergängen ein. Der südliche Priwall dagegen ist Naturschutzgebiet mit Feuchtwiesen. Ein echtes Paradies für viele Tierarten.

Die Ostseefähre „TOM SAWYER“ der TT-Line läuft in den Hafen von Travemünde ein // Foto: MeerART

Und dort zog es uns als nächstes hin. Wir gingen vom Hafen durch die Seniorenwohnanlage Rosenhof, um zu dem Wanderrundweg zu gelangen. Während Ralph noch eine einlaufende TT-Line Fähre fotografierte, verweilte ich auf einer Bank und guckte mir die Senioren an. Im Kopf kreisten schon wieder tausend Sachen umher, auch eine Frage, die ich mir immer wieder Stelle, wenn ich so viele Rentner sehe. Wie wir wohl aussehen und ticken wenn wir so alt sind? Ob wir dann auch so komische Sachen tragen oder bleiben wir unserem Stil treu? Ich tröste mich immer mit dem Gedanken, dass die älteren Herrschaften ja auch irgendwie den Stil, aus ihrer Jugend, beibehalten haben. Hm…. ?? Was mag hier so ein Domizil am Wasser mit rundum Betreuung wohl kosten?

Zugang zum Strand auf dem Priwall in Travemünde // Foto: MeerART

Wir schlenderten weiter und freuten uns über jeden Sonnenstrahl der unser Gesicht erhellte. Manchmal kann das Leben doch echt schön sein, wären da nur nicht die vielen schlaflosen Nächte, die einem in letzter Zeit wieder jede Menge Energie rauben. Die Bäume und Sträucher recken sich ebenfalls, kleine Knospen lassen den nicht mehr aufzuhaltenden Frühling erahnen. Kein einziges Wölckchen am Himmel – einfach nur schön…

Ferienhäuser im Ferienpark „Landal“ auf den Priwall in Travemünde // Foto: MeerART

Nach unserem Rundgang zog es uns weiter zu den Ferienhäusern im dänischen Stil. Die von Dünen eingebetteten Häuser scheinen ein Paradies für Erholungssuchende zu sein. Wir stellen uns vor, wie es wohl wäre, in einem richtigen großen Haus dieser Art zu wohnen. Die Holzhäuser strahlen immer so viel Ruhe und Gemütlichkeit aus, am besten auch irgendwo in den Dünen mit Holzveranda und Meerblick. Ein Traum. Ihr seht, die Halbinsel lädt nicht nur zum Müßiggang ein, sondern verführt auch zum träumen.

Fähren zwischen dem Ostpreußenkai und dem Priwall in Travemünde // Foto: MeerART

Der Blick zum Himmel verrät, dass wir schon wieder Stunden unterwegs sind und es Zeit zum umkehren ist. Wir entschieden am Strand zurück zu gehen, um noch einmal das knirschen des Sandes, unter den Füßen und das Meeresrauschen zu hören. Noch einmal tief durchatmen. So schön wie das Ankommen mit der Fähre auch ist, so schwer fällt es diese für den Rückweg wieder zu anzutreten. Auf dem Heimweg sind wir beide ganz still – kaputt vom Tag aber glücklich und zufrieden.

Im Sommer zieht die Halbinsel Priwall mit ihrem einzigartigen Badestrand jede Menge Naturfreunde, Hundebesitzer und FKK-Anhänger an. Dann wird aus der ruhigen Oase, für ein paar Monate, ein quirliges Sommerparadies.

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4 Kommentare zu „Ostsee: Die Halbinsel Priwall“

  1. Liebe Claudia,

    auch diesen Bericht über den Priwall habe ich mit Begeisterung gelesen. Wir sind ja, als wir im Mai die Passat besichtigen wollten, auch über den Priwall gefahren, um uns die ständig verstopfte Strecke über Lübeck nach Travemünde zu ersparen. Wir haben die Landschaft dort auch als schön wahrgenommen, aber unser Ziel war ja die Passat. In der Nähe des Wäldchens, von dem Du schreibst, fanden wir auch einen (kostenlosen) Parkplatz.
    Aber dann ging es erstmal auf die Passat, die von allen Seiten besichtigt und fotografiert wurde. Es war schon beeindruckend, zum ersten Mal die Größe so eines Viermasters zu erleben und in die 50 Meter hohen Masten hinauf zu gucken, sich vorzustellen, dass die Matrosen da hinauf mussten.
    Bis zum Priwallstrand sind wir gelaufen und dann mit der Fähre rüber nach Travemünde, wo sich schon viele Touristen tummelten.

    Dein Bericht hat mich jetzt aber angeregt, bei der nächsten Fahrt doch einmal den Priwall eingehender zu erkunden.

    Hast Du von den Plänen gehört, auf dem Priwall jetzt auch beim Segelhafen Touristenburgen zu bauen wie gegenüber in Travemünde?

    Jetzt wünsche ich Euch aber erstmal ein schönes Wochenende.

    Ganz liebe Grüße
    Karin

    1. Liebe Karin,

      herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
      Das freut uns sehr, dass dich der Beitrag so inspiriert hat. Allerdings muss ich sagen, dass es sich auf Gegenseitigkeit beruht, denn mit all deinen Erfahrungen und Erlebnissen machst du uns ebenfalls neugierig, uns genau die Dinge anzugucken, die wir bisher noch nicht geschafft haben. Dazu gehört auch – ich mag es kaum sagen – das Besichtigen der Passat.

      Das mit den Veränderungen am Priwall haben wir sehr wohl gehört und auch schon einige Male in Berichten darauf hingewiesen, wie furchtbar wir das ganze finden. Derzeit findet an der Ostsee ein regelrechter Ausverkauf statt und wenn dann solche Projekte, wie auf dem Priwall entstehen sollen ist das besonders schrecklich. So eine schöne Natur wird zerstört für Betonbauten, die doch heutzutage keiner mehr haben will. Eine echte Schande.

      Einmal so durch Travemünde schlendern macht immer viel Spaß. Das ist dann das pure Kontrastprogramm zum Priwall. 🙂

      Liebe Karin, ich wünsche dir auch noch ein ganz tolles Wochenende mit hoffentlich vielen Erlebnissen.

      Liebe Grüße,
      Claudia

    1. Moin Reinhard,

      puh.. du kannst Fragen stellen.
      Fast jeder Name hat eine Bewandtnis, aber welche Priwall hat, kann ich dir leider nicht beantworten ohne erst selber nachforschen zu müssen.

      Liebe Grüße,
      Claudia

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