Meet and Greet mit den Charchulla-Twins

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Manfred und Jürgen Charchulla gehören zu den Pionieren des Surfsports. Die beiden haben sich nicht nur als Surftwins einen Namen gemacht, sondern fallen auch wegen ihres unkonventionellen Lebensstils auf. Als skurrile Originale waren sie schon häufig in Talkshows zu Gast. Was die beiden mit der Insel Fehmarn verbindet und ob sie wirklich so schräg drauf sind, verraten wir euch hier.

Aufregend, spannend, lustig, interessant, faszinierend, dankbar und zutiefst beeindruckt, so könnte die Kurzfassung von unserem Meet and Greet mit den Zwillingen Manfred und Jürgen Charchulla von Fehmarn lauten, wäre da nicht mehr, so viel mehr gewesen.

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART

Wir hatten uns mit den beiden in der Surfschule von Manfred verabredet. Da wir etwas früher ankamen und Jürgen noch nicht da war, überbrückten wir die Zeit, indem uns Manni – so wie Manfred von allen liebevoll genannt wird – seine Surfschule und die legendäre Karibikbar zeigte. Ich muss zugeben, dass wir anfangs noch ein wenig aufgeregt waren, denn auch wir hatten die Charchulla-Twins schon öfters in Shows gesehen und kannten ihre quirlige Art.

Die Surftwins wie man sie kennt

Als Jürgen mit einem breiten Lächeln dazu kam, verflog unsere Aufregung schnell. Jürgen steckte Manni vor unserem Gespräch noch schnell ein T-Shirt zu, was dieser überstreifte, damit die beiden, so wie es ihr Image als Surftwins verlangt, auch gleich aussehen. Die beiden haben zwar eine lässige Lebensart, dennoch scheinen sie nichts dem Zufall zu überlassen. Genau wie es Manni wichtig schien, den Termin mit uns wahrzunehmen, obwohl ihm eine Sommergrippe ganz schön zusetzte.

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Dann endlich war es soweit, die beiden Zwillinge saßen braungebrannt im Partnerlook vor uns und plauderten vergnügt los. Es war nicht zu übersehen, dass es ihnen Freude bereitete, über ihre gemeinsamen Erlebnisse und die Anfänge des Windsurfens zu erzählen. Zum Beispiel wie sie 1975 als Erste in acht Stunden über den dicht befahrenen Ärmelkanal surften oder zwei Jahre später auf einem Tandembrett von Dänemark nach Norwegen in 14 Stunden über den Skagerrak sausten.

Vom Seemann zum Surflehrer

Bevor Manfred und Jürgen Charchulla Surflehrer wurden, hatten sie bereits eine andere Wasserkarriere hinter sich gebracht. Mit 15 Jahren heuerten die beiden gemeinsam als Schiffsjungen an, durchliefen eine Ausbildung zum Ersten Offizier und blieben der Seefahrt 15 Jahre lang treu. Sie lernten die Welt kennen und entdeckten ihre Liebe zur Karibik. „Wenn man uns fragen würde, könnten wir noch heute ein Schiff problemlos nach Hawaii führen“, sagte uns Manni und Jürgen ergänzte: „Ja, aber uns fragt ja keiner.“ Einstimmiges Gelächter folgte.

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Als wir sie fragten, wie sie überhaupt mit dem Surfen in Berührung kamen, strahlten ihre Augen. Beim Erzählen überschlugen sie sich förmlich. Zwischen den Brüdern flogen Wortfetzen und Sätze hin und her. Manchmal fängt auch einer der beiden einen Satz an, den der andere dann ergänzt oder zustimmend, nickend wiederholt. Ein raues Lachen hallte über den Bootssteg, als sie uns von ihren Vorhaben berichteten, das Surfbrett, das sie einst gesehen hatten,  nachzubauen beschlossen.

Plaudern aus dem Nähkästchen

Das Unterfangen blieb erfolglos, nicht aber die Erfolgsgeschichte, die der Surfsport mit sich brachte. Und die Charchulla-Zwillinge haben einen großen Anteil daran. Sie gaben Unterricht, haben Schulungen standardisiert, einen Schulungsverband gegründet, eröffneten die ersten Surfshops der Welt, sogar zahlreiche Lehrbücher haben sie veröffentlicht. Da scheint es nur logisch, dass auch sie es waren, die im Mai 2007 am Burger Südstrand das erste Windsurfmuseum Europas eröffneten – das Sufmuseum Fehmarn.

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Manfred Charchulla ließ sich 1975 als erster der beiden Brüder auf Fehmarn nieder und gründete am Burger Binnensee die Windsurfschule Charchulla. Viele Jahre diente ein Krankenwagen als mobiles Zuhause. Wie man sich vorstellen kann, waren die Fehmaraner von seiner Idee anfangs gar nicht begeistert. Sie hatten Angst, dass er ihnen mit den Plastikbrettern die Fische vertreiben könnte.

Jürgen hatte Anfang der 70er in Bremen einen Surfshop eröffnet, wo er viele Jahre blieb, bis auch er nach Fehmarn nachkam. „Du hast mir ja nicht Bescheid gegeben“ raunte Jürgen seinen Bruder an. „Sonst wäre ich schon viel früher gekommen“ fuhr er weiter fort. Eine kleiner, aber kurzer Zwist zwischen Brüdern. Wenn die Charchulla-Twins auch vieles teilen, aber berufliches wurde immer getrennt. „Bringt sonst nur Ärger“, sagte Manni.

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Bis heute sind die Charchulla-Brüder Fehmarn fest verbunden und von der Insel nicht mehr wegzudenken. Noch immer geben sie in den Sommermonaten ihr Wissen und ihre Erfahrungen an Schüler weiter. Wenn es ihre Zeit erlaubt, dann zeigen sie auf einem Super-8-Projektor und mit echter Leinwand sogar Filme von ihren Surfreisen um die Welt.

Der Sonne hinterher

Im Winter zog es die Brüder schon immer in wärmere Gefilde, damals noch nach Gran Canaria, wo sie ebenfalls eine Surfschule betrieben. „Den Winter in der Sonne zu verbringen, das hält uns jung“ sagt Manni. Seit vielen Jahren schon zieht es Jürgen im Winter nach Panama, wo er mit seiner Frau ein Haus mitten im Dschungel hat. Manni zog es mit seiner Frau immer nach Venezuela. Traurig blickte Manni, als er uns erzählte, dass man dort aber wegen der politischen Lage nicht mehr hin kann. Sei zu gefährlich.

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART

Als ob dieser Teil ihres Lebens nicht schon aufregend genug wäre, aber die Charuchullas machen auch noch Musik zusammen, am liebsten karibische. Mit ihren Bands „Steeltwins“ und „Los Sombreros“ treten sie regelmäßig auf und bringen die Leute zum Abfeiern. „Demnächst treten wir sogar in Hamburg auf“, erfuhren wir von Manni und Jürgen fragte uns gleich „ob wir nicht auch kommen würden?“

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Je länger wir mit den beiden zusammen saßen, desto faszinierter waren wir. Die Zwillinge sind mit ihren mittlerweile 78 Jahren immer noch so jung geblieben. Moderne Vagabunden, die einfach immer nur ihr Ding machen und Spaß am Leben haben. Ihr Äußeres ist nicht nur ihr Markenzeichen, sondern wie ein Spiegelbild ihres Lebens. Ihre Bärte erinnern an Seemänner, die Haare an Surfer und die Klamotten spiegeln selbstverständlich ihre Liebe zur Karibik wieder.

Mittlerweile scheint es ihnen auf Fehmarn zu kalt, aber in der Karibik stellen sie sich noch regelmäßig auf die Bretter. Sogar neue Bords und Trendsports werden ausprobiert und immer wieder auf Fehmarn eingeführt. Selbst wenn sie nicht alle nachvollziehen können wie das SUP. Sie linsten zu einem gerade stattfindenden SUP-Schnupper-Kurs rüber, den Manni’s Sohn vier Urlauberinnen gab und raunten einstimmig: „Wir nehmen doch kein Paddel in die Hand, das ist uns zu albern“.

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART

Als wir uns so langsam verabschieden wollten, nahmen uns beide wie selbstverständlich in den Arm. Beim Weg zum Auto fragte uns Jürgen, ob wir nicht noch mit zu ihm nach Strukkamphuk kommen wollen. „Wie Manni haust kennt ihr ja nun, jetzt könnt ihr euch angucken wie ich hause“. Gesagt, getan.

Kurz darauf saßen wir bei Jürgen in der Butze. Eh wir uns versahen, wurden wir von seiner Frau Maria mit Kaffee und Keksen verwöhnt. Beide erzählten uns von ihren Erlebnissen in Panama, zeigten uns Bilder von ihrem Haus im Dschungel, erklärten wie sie dort leben. Sogar über uns und MeerART wollten sie mehr wissen. Wir saßen zusammen und es fühlte sich an, als ob wir uns schon ewig kannten. Ein ganz tolles Meet and Greet mit einem unverhofften, aber so herzlichen Ende.

Meet and Greet mit den Surftwins Manfred und Jürgen Charchulla auf Fehmarn // Foto: MeerART / Ralph Kerpa

Wir sind echt dankbar, dass wir Manfred und Jürgen Charchulla so kennenlernen durften. Es ist spannend, generationsübergreifend so tolle Gespräche zu führen, ihre offene Art, Herzlichkeit und Gastfreundschaft zu erleben. Aus dem Treffen haben wir ganz viel für uns selber mitgenommen. Vor allem auch die Bestätigung, dass es richtig ist sein Ding zu machen und an seine Ziele zu glauben.

Die Surfschulen der Charchulla-Twins sind jedes Jahr von Ostern bis November geöffnet.

Windsurfing- und Segelschule
Jürgen Charchulla
Strukkamphuk
23769 Fehmarn
Telefon: 0160 1789055

Windsurfing Charchulla GbR
Manfred Charchulla + Beatrix Coppius
Strandallee 27
23769 Fehmarn OT. Burgtiefe
Telefon: 04371 3400
Handy: 0160 4586011
E-Mail: info@surf-charchulla-kite.de

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6 Kommentare zu „Meet and Greet mit den Charchulla-Twins“

  1. Liebe Claudia,

    ich habe Eure Geschichte mit Begeisterung gelesen. Herrlich, dass es solche Menschen gibt und dass Ihr sie kennen lernen durftet.

    Aber Ihr zwei seid auch einzigartig, und ich freue mich immer wieder auf Neuigkeiten von Euch.

    Liebe Grüße
    Karin

    1. Liebe Karin,

      danke für diese Zeilen. Die beiden sind echt klasse und es hat Spaß gemacht uns ihre Geschichten anzuhören.

      Dein zweiter Absatz hat uns richtig berührt. Vielen Dank dafür. Es ist schön, wenn die eigene Arbeit so geschätzt wird, aber auch, dass wir anderen damit Freude bereiten können.

      Ganz liebe Grüße,
      Claudia

    1. Moin Markus,

      Dankeschön.
      Da hast du Recht, es gibt nicht mehr viele und uns war es tatsächlich sogar ein persönliches Bedürfnis die Beiden kennenzulernen. Wir hatten Manfred und Jürgen schon vor ein paar Jahren auf einer Vernissage kennengelernt, da war MeerART noch in den Kinderschuhen. Schon damals hatten wir uns verabredet. Aber wie das immer so ist, im Winter sind sie nicht im Lande und im Sommer kommt oft etwas dazwischen. Dazu, auch wenn es sich blöd anhört, man weiß nie wie lange man noch die Gelegenheit bekommt. Keiner von uns wird jünger. 😉

      Es war auf jeden Fall ein ganz tolles Erlebnis, dass wir nicht vergessen werden.

      Liebe Grüße,
      Claudia

  2. Schöne Erlebnisse 1975 auf Gran Canaria.
    Viel gesurft mit langeen, weißen Brettern – und viel gefeiert. Im Bung. N° 74 – Las Flores –
    Inselrundfahrt – einmalige Erlebnisse.

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