Fehmarn – Kirchners Paradies

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
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Die Brücke nach „Fehmarn – Kirchners Paradies“

Die Insel Fehmarn – ein Paradies? Was für eine Frage. Nicht umsonst ist Fehmarn so tief in unseren Herzen verankert. Heute durften wir die Insel jedoch noch einmal neu kennenlernen, und zwar mit den Augen und Empfindungen von Ernst Ludwig Kirchner.

Kunstkenner wissen es schon lange, dass der Name Ernst Ludwig Kirchner – einer, wenn nicht sogar der bedeutendste expressionistische Maler des 20. Jahrhunderts – fest mit Fehmarn in Zusammenhang steht. Kulturbanausen wie wir hatten es bisher nur oberflächlich wahrgenommen. Zwischen der Schaffenszeit von Ernst Ludwig Kirchner und uns liegen rund 100 Jahre und dennoch scheint uns unheimlich viel zu verbinden.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Küstenlandschaft auf Fehmarn

Die Liebe zur Natur

Fehmarn hat etwas, was man kaum in Worte fassen kann. Die Natur, die fantastischen Strände und die Empfindung im Hier und Jetzt sein zu können, sind nur ein paar Gründe warum uns Fehmarn so fasziniert. Auf der einen Seite erdet uns die Insel und auf der anderen Seite gibt sie uns ein Gefühl von unbändiger Freiheit.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Ernst Ludwig Kirchner Wander- und Fahrradweg

Auch Ernst Ludwig Kirchner ging es seiner Zeit so. Er entfloh dem hektischen Großstadtleben auf die idyllische Insel Fehmarn und verbrachte dort die Sommermonate 1908, 1912, 1913 und 1914. In dieser eigentlich doch recht kurzen Zeit entstanden nicht nur viele seiner bedeutendsten Werke, sondern er entwickelte auf Fehmarn auch seinen ganz eigenen künstlerischen Stil.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Pappelallee von Staberhof

Vor allem die unberührte, nahezu menschenleere Natur machten die Insel für ihn zu seinem trauten Paradies. Seine Gefühle und Empfindungen, die die Insel in ihm hervorriefen, brachte er in einer Vielzahl von Bildern und Skulpturen zum Ausdruck. Über die Zeit auf Fehmarn schreibt er: „…hier lernte ich die letzte Einheit von Mensch und Natur zu gestalten und malte Bilder von absoluter Reife“. Seine Werke sind in den großen Museen auf der ganzen Welt zu bewundern.

Auf Kirchners Spuren wandeln

Das haben wir ausprobiert und ehrlich gesagt hätten wir nicht für möglich gehalten, dass es so spannend werden würde. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Ernst Ludwig Kirchner Vereins auf Fehmarn (zu dem kommen wir später noch einmal), wurden wir zu einer persönlichen Führung eingeladen. Gestartet sind wir in Burg. Dort hat der Verein eine ständige Ausstellung von Reproduktionen und Fotografien des Künstlers im Obergeschoss der Burger Stadtbücherei eingerichtet und wir durften uns erstmal mit dem Künstler vertraut machen.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Präsentation mit Imke Ehlers vom Ernst Ludwig Kirchner Verein Fehmarn

Ich muss gestehen, dass ich anfänglich ein wenig skeptisch war, denn es gab schon mal eine Zeit, in der ich mich für Kunst und insbesondere die Malerei, interessierte. Leider geriet ich an Leute, die sich extrem wichtig nahmen und den Stoff derart staubig und trocken präsentierten, dass ich ziemlich schnell wieder die Lust am Thema verlor.

Das war heute komplett anders. Imke Ehlers, die uns durch die Ausstellung führte, hat uns jegliche Berührungsängste genommen. Durch ihre spritzige Art der Präsentation haben wir viel über den Künstler gelernt. Mehr noch, in unseren Köpfen wurde ein regelrechtes Kopfkino freigesetzt, wie es zur damaligen, wohl äußerst ausgelassenen, Zeit zugegangen sein muss.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Leuchtturm Staberhuk

Auf der Suche nach der ursprünglichen Einheit von Mensch und Natur

Warum es Kirchner nun ausgerechnet nach Fehmarn verschlug, weiß keiner so genau, aber auf der Insel fühlte er sich befreit von gesellschaftlichen Zwängen. Er war wie im Rausch. Ständig und überall bewaffnet mit Bleistift, Kohle, Feder und Aquarell und malte wie besessen. Beglückt und glücklich schaffte er und kam zu einer neuen, reinen Formensprache. Auf Fehmarn entwickelt Kirchner auch das Thema Akt in der freien Natur und Mensch in Bewegung weiter.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Küstenlandschaft auf Fehmarn

Je mehr wir darüber erfuhren, desto faszinierter waren wir. Dank Imkes Ausführungen konnten wir die Weiterentwicklung seiner Kunst sehr gut nachvollziehen, auch warum so viele seiner Bilder exotisch anmuten. Ganz besonders das Bild „Ins Meer Schreitende“ hat es mir irgendwie angetan. Das Original davon hängt übrigens in der Staatsgalerie Stuttgart und immerhin eine Postkarte davon, die wir vor Ort erstehen konnten, nun bei uns. 😉

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
„Ins Meer Schreitende“ – mein Lieblingsbild

Wem so eine Ausstellung zu trocken ist, der kann auch in der freien Natur auf den Spuren Kirchners wandeln. Und das ist besonders eindrucksvoll, denn da Fehmarn nach wie vor landwirtschaftlich geprägt und so vom sonst üblichen Bauboom verschont geblieben ist, gibt es fast überall noch diesen, zum Träumen anregenden, unverbaubaren Blick auf die Ostsee. Sogar einige von Kirchners Motiven, wie zum Beispiel der Leuchtturm von Staberhuk oder das Gut Staberhof, sind nach wie vor im Original zu bestaunen.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Ernst Ludwig Kirchner Wander- und Fahrradweg

Vom Ernst Ludwig Kirchner Verein wurden zwei Wander- und zwei Radwege ausgearbeitet. Die Karte mit den Routen könnt ihr beim Verein oder beim Tourismus-Service erstehen. An allen markanten Punkten entlang der Wege findet ihr Informationstafeln. Ihre jeweilige Position ist in der Karte verzeichnet. Sie benennen den Standort, von dem aus der Künstler seine Motive gewählt hat.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Hafen Burgstaaken

Wir hatten das Glück uns gemeinsam mit Willi Franck, ebenfalls Mitglied vom Verein, auf die Spuren von Kirchner zu begeben. Dank seines Insiderwissens und seiner Kontakte kamen wir sogar an Orte, die ohne eine Erlaubnis nicht so ohne weiteres zugänglich gewesen wären.
Schade nur, dass uns das Fotolicht ausgegangen ist, aber da wir die Insel kennen und lieben, können wir sehr gut nachvollziehen, was Ernst Ludwig Kirchner hier empfunden haben muss. Am liebsten würde ich euch noch viel mehr verraten, aber viel schöner ist es doch, ihr kommt gleich selbst auf die Insel und begebt euch ebenfalls auf diese spannende Zeitreise.

Fehmarn – Ernst Ludwig Kirchners Paradies // Foto: MeerART
Gut Staberhof

In diesem Sommer gibt es für Kulturbegeisterte noch einen besonderen Leckerbissen. Der Ernst Ludwig Kirchner Verein auf Fehmarn e. V. organisiert aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens eine Jubiläumsausstellung – „Fehmarn – KIRCHNERS PARADIES“. Die Ausstellung zeigt 50 Originalzeichnungen aus seiner bahnbrechenden Schaffensphase von 1908 bis 1914, in deren Zentrum 12 Zeichnungen mit Fehmarn-Motiven stehen, die so kuratiert noch nie zu sehen waren.

Ausstellungseröffnung am 9. Juli 2017, um 11.15 Uhr
Ausstellungsdauer 10. Juli – 20. August 2017 – täglich von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet –
Eintritt 5,00 €

Senator-Thomsen-Haus
Breite Straße 28
23769 Burg auf Fehmarn

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Imke Ehlers für die tolle Präsentation und bei Willi Franck für die Tourbegleitung bedanken.

Ernst Ludwig Kirchner Verein Fehmarn

Der Ernst Ludwig Kirchner Verein Fehmarn wurde 1992 gegründet. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Spuren – die dieser Künstler auf der Insel hinterließ – aufzuspüren, zu sichern und zu dokumentieren, dazu wurden auch Zeitzeugen, wie die ehemalige Leuchtturmfamilie befragt.

Die Stadt FEHMARN stellt in der oberen Etage der Stadtbücherei einen großen Raum als ständige Ausstellung zur Verfügung. Der ERNST LUDWIG KIRCHNER VEREIN FEHMARN zeigt in dieser Dokumentation einen großen Teil der auf Fehmarn entstandenen Ölbilder sowie Zeichnungen, Aquarelle, Holzschnitte und Lithografien als Reproduktionen in Originalgrößen, außerdem Fotografien von E. L. KIRCHNER selbst und Fotografien von einigen Skulpturen.

E. L. Kirchner Dokumentation 
Bahnhofstraße 47
23769 Burg auf Fehmarn

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9:30 – 12:00 Uhr und 14:30 – 18:30 Uhr, Mittwoch Nachmittag geschlossen

Kostenlose Führungen von Juli bis September – sonntags um 11:15 Uhr
Sonderführungen auf Vereinbarung per Mal: info@kirchnervereinfehmarn.de oder telefonisch unter 04371 – 888 88 64 (Frau Schneider)

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit dem Tourismus-Service Fehmarn.

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7 Kommentare zu „Fehmarn – Kirchners Paradies“

  1. Guten Tag, wir hatte gestern eine Zusammenkunft mit dem Kirchner-Verein-Vorstand und alle waren begeistert von Ihrer Seite. Das macht richtig Appetit auf Kirchner und Fehmarn. Nur ganz kleine Fehler ist uns aufgefallen. Das Gut heißt Staberhof und nicht Staberdorf (das ist das Dorf, bevor man zum Gut kommt). Und die Allee – bei Ihnen Waldweg – ist die Pappelallee von Staberhof.
    Mit freundlichen Grüssen Susi Röder

    1. Liebe Susi,

      vielen Dank, das freut uns natürlich ganz besonders zu lesen. Würde uns freuen, wenn wir nun einige angesteckt haben und sie auch Lust haben auf Kirchners Spuren zu wandeln.
      Danke auch für die Korrekturen, die ich gleich ausgeführt habe. 🙂

      Liebe Grüße,
      Claudia

  2. Ich kann nur empfehlen, die Staatsgalerie in Stuttgart zu besuchen! Die „ins Meer Schreitenden“ hängen gleich neben einem schönen Emil Nolde Meer. Der Eintritt ist kostenlos. Das Bild ist sehr groß und im Original noch besser.

  3. Im Rahmen einer ausgiebigen Radtour waren wir gestern u.a. auch an dem Gedenkstein zu Ehren Ernst Ludwig Kirchners, in der Nähe des Leuchtturms. Uns ist aufgefallen, dass rechts neben dem Namen (Kirchner) eine etwa 10 x 15 cm große Fläche aus dem Stein offensichtlich herausgemeißelt worden ist. Wir wüssten gerne den Grund.

    1. Moin Manfred,

      puh… darauf können wir dir keine Antwort geben. Vielleicht fragst du mal beim Senator-Thomsen-Haus nach, die die Ausstellung von Ernst Ludwig Kirchmers verwalten.

      Liebe Grüße,
      Claudia

  4. Hi, das Thomsen-Haus wird das wohl nicht wissen. Ich bin zwar Mitglied in Kirchner-Verein (kann man ja mal drüber nachdenken, lohnt sich), weiß es aber auch nicht.
    Einfach jemanden über die Homepage kontaktieren!

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