Das bezaubernde Friesendorf Nebel auf Amrum

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Es gibt Orte, die setzen einen einfach in Verzückung. Das Friesendorf Nebel auf Amrum gehört definitiv dazu.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Schon bei unserem allerersten Aufenthalt auf Amrum war Kerstin vom „Mein Inselhotel“ mit uns durch dieses Dorf gefahren, um uns die Highlights von Nebel zu zeigen. Obwohl wir im tiefsten Grau und bei Regen durchgefahren sind, hatte uns das Friesendorf schon damals fasziniert. Wir hatten uns daher fest vorgenommen, uns diesen Ort genauer anzugucken.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Sicherlich wäre ein Besuch im Sommer, wenn die Gärten bunt blühen und die Häuser noch mehr umschmeicheln, schöner gewesen, aber dann wäre es mit Sicherheit auch viel zu voll. Und ganz ehrlich, Orte wie Nebel zeigen ihren Charme auch im Winter.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Als wir hier durchgingen stellte ich mir sogar vor, wie romantisch es aussehen müsste, wenn frischer, weißer Schnee dieses Friesendorf in ein Wintermärchen verzaubert.

Ein wenig zur Geschichte

Nebel wurde im 16. Jahrhundert als drittes Inseldorf nach Nord- und Süddorf gegründet. Der Ortsname klingt ein wenig schauderhaft und bedrückend, hat aber so gar nichts mit dem Wetter zu tun. Vielmehr wird vermutet, dass er sich von den Worten nei und bel ableitet, wobei ersteres „neu“ bedeutet und letzteres auf dem altdänischen Begriff boli (Siedlung) beruht.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Früher, zur Walfangära, haben viele wohlhabende Seefahrer ihr Häuschen in Nebel gebaut, um ihren Ruhestand zu genießen. Einer baute schöner als der andere und im Gegensatz zu Norddorf, welches mehrfach unter Bränden litt und es untersagt wurde, weitere Reetdachhäuser zu bauen, konnte sich Nebel den traditionellen friesischen Stil bewahren. In Nebel stehen daher nicht nur die meisten Friesenhäuser, es ist auch mit der teuerste Ort auf der Insel. Vergleichbar mit Kampen auf Sylt.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Spieglein, Spieglein an der Wand…

Welches ist wohl das schönste Haus? In welchem würde ich am liebsten wohnen? Diese Fragen stellen sich bestimmt viele, wenn sie durch Nebel gehen. Was nur macht die Faszination aus?

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Niedrige Decken sind doch eigentlich erdrückend, kleine Fenster, die kaum Licht hindurch lassen, auch eher nicht das, was sich der Mensch von heute wünscht und trotzdem träumt jeder von einem Friesenhaus. Vielleicht ist es die Gemütlichkeit oder die vermeintlich heile Welt, nach der sich jeder in unserem viel zu hektischen Alltag sehnt.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Im Laufe der Jahre sind auch viele neue und vor allem größere Friesenhäuser entstanden. Die trotz allem, zumindest für meinen Geschmack, sich, ohne aufdringlich zu wirken, in den historischen Ortskern einfügen.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Ich für meinen Teil könnte mich nur schwer für eines der Häuser entscheiden. Jedes einzelne strahlt ganz für sich eine gelebte und geliebte Gemütlichkeit aus. Dazu die liebevoll und individuell dekorierten Fassaden und Gärten. Traumhaft.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Sehenswürdigkeiten in Nebel

Noch älter als das Dorf ist die St. Clemens Kirche. Sie entstand schon um das Jahr 1200. Außer dem Kirchturm, der wurde erst gut 700 Jahre später gebaut und passt im Grunde gar nicht so recht zum Rest der Kirche. Die Kirche beherbergt im Inneren eine Reihe von Kunstschätzen und draußen auf dem Friedhofsgelände stehen die berühmten „sprechenden Grabsteine“.

Die sprechenden Steine von Amrum auf dem Friedhof in Nebel // Foto: MeerART

Sie werden deshalb so genannt, weil auf ihnen die Lebensläufe der Toten beschrieben sind. Unheimlich und faszinierend zugleich. Kunstvoll und in mühevoller Handarbeit wurden die Lebensauffassung, Beruf, Rank und Familien des Verstorbenen in die Steine gemeißelt.

Die sprechenden Steine von Amrum auf dem Friedhof in Nebel // Foto: MeerART

Das Öömrang Hüs (Landmannshaus)

Das Öömrang Hüs in Nebel gehörte dem Oomran Ferian und ist ein weitgehend im Originalzustand belassenes, etwa 1751 gebautes uthlandfriesisches Haus.

Das denkmalgeschützte Öömrang Hüs in Nebel // Foto: MeerART

Der ursprüngliche Besitzer war ein Kapitän, der sein Schiff in der Wohnstube „de Dörnsk“ auf einer Fliesenwand abbilden ließ.

Das denkmalgeschützte Öömrang Hüs in Nebel // Foto: MeerART

Das Haus kann man besichtigten. Schade, wir hatten leider Pech mit den Öffnungszeiten. Es ist bestimmt lohnenswert sich die Wohnkultur vergangener Tage anzugucken.

Die Amrumer Windmühle

Am südlichen Ortseingang steht eine sehr hübsche Mühle aus dem Jahre 1771. Sie ist ein Erdholländer mit Graupengang, Jalousieklappenflügeln und Windrose, der noch bis 1962 in Betrieb war. Heute beherbergt die Mühle ein kleines Heimatmuseum.

Die denkmalgeschützte Windmühle in Nebel auf der Insel Amrum // Foto: MeerART

Gegenüber der Windmühle befindet sich der Amrumer Friedhof der Heimatlosen, auf dem nicht identifizierbare Wasserleichen bestattet wurden. Laut Kirchenchronik soll dieser 1905 angelegt worden sein.

„Dörnsk an Köögem“

Unser persönliches Highlight war das Café „Dörnsk an Köögem“ an der Uasterstigh 19. Übrigens das einzige, welches bei unserem Besuch im November noch offen hatte. Über dem Eingang des roten Hauses steht noch der Name Insel-Krug, aber in Wirklichkeit heißt der Laden Dörnsk an Köögem – was soviel heißt wie „Stube und Küche“.

Die Nebensaison auf der nordfriesischen Insel Amrum // Foto: MeerART

Von außen sieht es schon zauberhaft aus, aber von innen fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Gemütliche Antiquitäten wurden liebevoll arrangiert ohne erdrückend zu wirken. Musik aus den 20er und 50er Jahren ertönte aus den Lautsprechern und erfüllte die Räume mit einer mitschwingenden Leichtigkeit. So leicht, dass die Gastronomin ungeniert mit sang und den anwesenden Gästen ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Wir tranken zum Aufwärmen eine Tote Tante (Kakao mit Rum) und verschlangen dazu frischen Pflaumenkuchen und Waffeln mit Eierlikör. Hmmm… was für ein Gedicht.

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10 Kommentare zu „Das bezaubernde Friesendorf Nebel auf Amrum“

  1. Moin! In ein paar Jahren werde ich (hoffentlich) in meine Heimat zurück kehren. Bis dahin wird Euer wunderbarer Blog, den ich kürzlich erst entdeckt habe, meine Sehnsucht im Zaum halten können. Beste Grüße aus dem Schwarzwald. SonjaM

    1. Moin liebe Sonja,

      vielen Dank für die lieben Zeilen. Ich habe das zwar schon oft geschrieben, aber ich finde es immer wieder erneut schön, wenn wir Menschen mit unserem kleinen Blog begeistern können. Danke dafür.

      Wo genau ist deine Heimat? Kommst du von Amrum?

      Herzliche Grüße,
      Claudia

      1. Nicht ganz, aber ich bin geborene Schleswigerin und das Land zwischen den Meeren hat immer einen besonderen Platz in meinem Herzen behalten, auch wenn ich die meiste Zeit woanders gelebt habe.

      2. Liebe Sonja,

        das kann ich verstehen.
        Einst war mir das Land mal zu klein und ich wollte weg. Mit der Zeit bin ich zurückgekehrt (physisch und mental) und nun will ich nie wieder hier weg. Das ist mein/unser Lebenselixier.

        Liebe Grüße,
        Claudia

    1. Moin Axel,

      danke. Irgendwie haben die ja echt was. Obwohl die meisten ja recht klein sind und niedrige Decken haben, das ist irgendwie nicht so unsers und doch… sie faszinieren immer wieder.

      Danke, euch ebenfalls einen schönen Start in die neue Woche.

      Liebe Grüße,
      Claudia

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